Full text: Preußens Geschichte in Wort und Bild

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witzigen Reden machten ihn bald populär. Am 29. November 1823 
vermählte er sich mit der Prinzessin Elisabeth Luise von Bayern, 
einer durch Bildung, echte Frömmigkeit und Herzensgute ausgezeichneten 
Fürstin. 
2. In voller Manneskrast trat Friedrich Wilhelm IV. die Re¬ 
gierung an. Als ihm die Abgeordneten seines Volkes zu Königsberg und 
Berlin huldigten, sprach er die denkwürdigen Worte: „Ich gelobe, ein 
gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger, barmherziger Fürst, ein christ¬ 
licher König zu sein; ich gelobe, mein Regiment in der Furcht Gottes 
und in der Liebe der Menschen zu führen, ich will vor allem dahin 
trachten, dem Vaterlande die Stelle zu sichern, auf welche es die göttliche 
Vorsehung durch eine Geschichte ohne Beispiel erhoben hat, auf welcher 
Preußen zum Schilde geworden ist für die Sicherheit und für die Rechte 
Deutschlands. In allen Stücken will ich so regieren, daß man in mir den 
echten Sohn des unvergeßlichen Vaters, der unvergeßlichen Mutter erkennen 
soll." Seinen Regierungsantritt bezeichnete er durch eiue edle Handlung 
der Gerechtigkeit und Milde, er erließ eine weitgehende „Amnestie" für 
die politischen Verbrecher der letzten Zeit. Unverkennbar trat bei dem 
Könige von vornherein eine eifrige Wahrnehmung nicht allein der preußi¬ 
schen, sondern auch der deutschen Interessen hervor; gleich anfangs 
erklärte er, „er habe den festen Willen, dem deutschen Bunde neues Leben 
einzuhauchen". Als er 1842 den Grundstein zum Kölner Dombau 
legte, als er im Geiste schon „durch Gottes Gnade die Thore einer neuen, 
großen, guten Zeit" sah, da gab er diesem Gedanken mit einer Be¬ 
geisterung Ausdruck, die im weiten deutschen Vaterlande kräftigen Wieder¬ 
hall fand. Aber bei allen seinen Unternehmungen, die Einheit Deutschlands 
zu fördern, trat ihm Oesterreich hemmend in den Weg. 
3. Für die besondere Natur seines Staates hielt er das absolute 
Königthum als die allein mögliche und allein förderliche Regierungsform 
aufrecht, doch milderte er den Absolutismus durch eine freisinnige Ein¬ 
richtung der Censur (1842) und durch langsame Weiterbildung des Instituts 
der Provinzialstände, deren „vereinigten Ausschuß" er 1842 nach 
Berlin berief. In geistlichen Dingen begünstigte er die strenge Kirchlichkeit, 
und nichts lag ihm mehr am Herzen, als in Staat und Schule christlichen 
Glauben zu wecken und zu beleben. Dennoch konnte er nicht hindern, 
daß sich neue Sekten bildeten: in der evangelischen Kirche 1842 die ein 
gehaltloses Vernunft-Christenthum aufstellenden „Lichtfreunde" und die 
„freien Gemeinden"; in der katholischen Kirche (hervorgerufen 1844 durch 
die vom Bischof Arnoldi zu Trier veranstaltete Ausstellung des heiligen 
Rocks) die „Deutschkatholiken", die einen freisinnigen, aufgeklärten Glauben 
einzuführen suchten. Aufgeregt durch die Presse, hatte ein großer Theil 
der preußischen Bevölkerung wiederholt eine verfassungsmäßige Mitwirkung 
an der Leitung des Staates gewünscht. Diesem Wunsche nachzukommen, 
erschien am 3. Februar 1847 eine königliche Bekanntmachung, durch 
welche aus sämmtlichen Provinzialständen der Monarchie ein ver¬ 
einigter Landtag gebildet wurde. Der König gewährte dieser allge¬ 
meinen Landesvertretung das wichtige Recht, bei der Einführung neuer 
Steuern die Zustimmung zu geben oder zu verweigern und zugleich
	        
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