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§ 16. Friedrich III. als Kurfürst von Brandenburg 1688—1701.
Wilhelm III. von Gramen, Lrbstatthalter von Holland, stürzt den Stuart Jacob II. vom englischen
Thron J688. — Dritter Raubkrieg (pfälzischer Lrbschaftskrieg) Ludwig's XIV. *688-1697. — Peter
der Große *689-^725. — Der Herzog von Hannover wird Kurfürst 1(692. — Schlacht bei ^alankemen
\6% — Schlacht bei genta W7. — Friede zu Riswick H697. — Kurfürst August der Starke von
Sachsen wird katholisch und König von Polen M7. — Der nordische Krieg J.700-^721. — Der
spanische Lrbfolgekrieg J70JH?W- — Schlacht bei Hochstedt und Blendheim H70-*. — Schlachten bei
Kamillies und Turin *706. — Schlacht bei Vudenarde H708. — Schlacht bei ITtalpIaquet 1709-
1. Friedrich III., geboren ant 11. Juni 1657, war der zweite Sohn
des großen Kurfürsten, ans dessen erster Ehe mit Luise Henriette von
Oranien. Der Tod seines älteren Bruders Karl Emil (1674) eröffnete
ihm die Aussicht auf die Thronfolge. Er war von schwächlicher, etwas
verwachsener Gestalt, unb schon frühzeitig entwickelte sich in ihm neben
großer Weichheit bes Gemüthes, bie so leicht von Günstlingen zu mis-
brauchen war, ein Hang zur Eitelkeit, zu Glanz unb äußerem Prunk.
An schöpferischer Kraft unb Einsicht bes Geistes war er bem Vater nicht
gewachsen; er war Weber Staatsmann noch Felbherr. Er war nach
Friebrich's bes Großen Urtheil „groß in Kleinigkeiten unb klein in großen
Dingen". Gleich nach seinem Regierungsantritte stieß er bas Testament
seines Vaters vom Jahre 1686 um, da bie beabsichtigte Lanbestheilung
nicht nur ber Entwickelung bes Staates v erb erblich sei, sonbern auch im
Wiberspruche zum Hohenzollerschen Hausgefetz (1473) unb zum Geraer
Hausvertrag (1598) stehe. Seine Stiefmutter unb Stiefbrüber fanb er
burch Jahrgelber, Güter unb Aemter ab. Die „Markgrafen" verzichteten
gern auf ben ihnen zngebachten Landbesitz unb zwar in Rücksicht „auf bie
Macht unb den Glanz des kurfürstlichen Hauses, aus welchem entsprossen
zu sein sie für das höchste Glück hielten". In Wien wollte man aber
das zwischen Friebrich unb seinen Stiefbrübern zu Staube gebrachte Ab¬
kommen nur unter ber Bebingung anerkennen, baß Friebrich, seinem geheimen
Versprechen gemäß, ben Kreis Schwiebus wieber abtrete. Vergebens
erklärte Friebrich, baß er als Kurprinz schmählich betrogen worben, baß
man ihm ein Versprechen abgelockt, zu bem er bamals nicht befugt gewesen
sei, er gab endlich nach unb trat 1694 Schwiebus gegen eine Entschäbi-
gung von 250,000 Gulben unb für bie Anwartschaft auf Ostsries-
laitb (1695) an ben Kaiser ab. Als er ben Vertrag unterzeichnete, rief
er: „Ich will unb werbe mein Wort halten, weil ich muß. Unsere
Rechte auf bie schlesischen ‘Fürstentümer auszuführen, überlasse ich meinen
Nachkommen, welche ich bei biesen wiberrechtlichen Umstänben weber binben
kann noch will!"
2. In seiner auswärtigen Politik wanbelte er im Ganzen die
Wege seines Vaters und suchte stets das Ansehen unb bie Macht seines
Staates zur Geltung zu bringen unb zu erhöhen. Mit Hollanb stanb
er in gutem Einvernehmen. Es waren branbenburgische Truppen, bie es
dem Prinzen Wilhelm von Oranien möglich machten, seinen Zug nach
England zu unternehmen und nach Vertreibung bes Hauses Stuart ben
englischen Thron als Wilhelm III. zu besteigen (1689). Als Lubwig XIV.
aufs neue Deutschland) überfiel unb bie Pfalz schrecklich verwüsten
ließ (im pfälzischen Kriege 1688 — 1697), ba war es Friebrich, ber dem
Schumann u. Heinze, Preußens Geschichte. 4