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E. Spanien und Portugal.
Bit gfogeti Entdeckungen der Portugiesen nnd Spanier.
§ 117. Spanien und Wortugak. Entdeckungsreisen der WorLu-
giesen. Als die Araber von den Christen allmählich wieder von der pyre-
näischen Halbinsel vertrieben worden waren, bildeten sich auf derselben mehrere
christliche Reiche. Die hauptsächlichsten derselben waren Aragonien,
Castilien unb Portug al. Aragonien und Castilien wurden später zu
einem Reiche verschmolzen, nachdem sich der König Ferdinand von
Aragonien und die Königin Jsabella von Castilien geheiratet hatten.
Das neue Reich hieß Spanien, seine Hauptstadt Madrid, und um¬
faßte den bei weitem größten Teil der Halbinsel. Der kleinere west¬
liche Teil der pyrenäischen Halbinsel bildete das Königreich Portugal,
mit der Hauptstadt Lissabon, an der Mündung des Flusses Tajo^oder
Tejo in den atlantischen Ocean gelegen. Die Spanier und die Portu¬
giesen sind zwei nahe verwandte Völker, welche auch einander ähnliche
Sprachen reden. Dennoch hat fast nie zwischen beiden Nationen ein
freundschaftliches Verhältniß bestanden. Weil beide Staaten am Meere
gelegen siud, so trieben ihre Bewohner Handel und Schiffahrt. Auf
ihren Seereisen kamen sie oft in ferne Länder und dieser Umstand machte
in ihnen die Lust rege, immer noch weiter und weiter in noch unbe¬
kannte Meere hinein zu segeln und den Europäern noch nicht bekannte
Länder aufzusuchen. Ans diese Weise entstanden die Entdeckungsreisen.
Zuerst waren es die Portugiesen, welche an der Westküste von Afrika
bedeutende Entdeckungen machten. Da fand man denn, daß Afrika
nach Süden zn immer schmaler ward und kam aus den Gedaukeu, um
Afrika südlich herum zu segeln und ans diese Weise zur See uach dem
fernen Ostindien zu gelangen. Bis zum 15. Jahrhundert kannte man
nämlich keinen andern Weg, um die kostbaren Schätze jenes Landes zu
beziehen, als den langwierigen und durch die räuberischen Beduinen un¬
sicheren durch Aegypten und das rote Meer. Jetzt sandte nun
König Johann H. von Portugal deu kühnen Bartholomäus Diaz
aus, um den Seeweg nach Ostindien um Afrika hemm zu entdecken.
Wirklich erblickte derselbe die Südspitze von Afrika und König Johann
nannte dieselbe das Vorgebirge der guten Hoffnung, weil er
hoffte, daß es nun nicht mehr schwer sein würde, das ersehnte Indien
aufzufinden (1486). Elf Jahre darauf ward Vasco da Gama vom
Könige Emanuel dem Großen abermals mit 4 Schiffen ausgesandt.
Dieser schiffte nun um Afrika herum, fuhr quer über den indischen
Ocean und gelangte wirklich nach Indien. Auf diese Weise war der
ersehnte Seeweg nach diesem Lande entdeckt (1497).