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sich als treue Nachfolger ihres Heilandes; sie befolgen dessen Wort:
IV, 1.
4. Freilich waren auch zur Zeit des Bonifaüus nicht alle Christen
rechte Jünger des Heilandes- — Die Rächer des Bonifatius handelten
ebenso unrecht in ihrem Eifer, wie Karl der Große bei Bekehrung der
Sachsen und Otto der Große bei Bekehrung der Slaven.
5. Drei Geschichten haben wir von Bonifatius gehabt (— Boni¬
fatius bei den Hessen und Thüringern, die Gründung des Klosters
Fulda und des Bonifatius Tod), daraus könnt ihr feinen Lebenslauf
zusammenstellen. — Der angelsächsische Mönch Winfried, dessen kirchlicher
Name Bonifatius lautete, war der Apostel der Deutschen. Er zog zuerst
zu den Friesen, hatte aber hier wenig Erfolg. Dann begab er sich zu
den Hessen und von da nach Rom. Vom Papste erhielt er einen
Empfehlungsbrief an den Frankenfürsten Karl Martell und reiste dann
unter dessen Schutz wieder zu den Hessen unb zu den Thüringern.
Unter biefen Volksstämmen (bie Donarseiche bei Geismar) unb auch
sonst in Deutschtaub führte er bas Christeutum ein. Der Papst erhob
Bonifatius zum Erzbifchof unb zu feinem Stellvertreter in Deutschland
Als solcher orbnete er die gesamte beutfche Kirche, feinen Sitz hatte er
in Mainz. Er grünbete Kirchen uub Klöster, z. B. Ohrbruf und Fulda,
und entschloß sich, noch als Greis das Werk feiner Jugend, die Be¬
kehrung der Friesen, wieder aufzunehmen. Seine Predigt hatte guten
Erfolg, aber bei bem heutigen Dokkum fanb er ben Märtprertod. In
Fulda, feinem Lieblingskloster, liegt er begraben. IV, 3.
6. Bonifatius brachte bie beutfchen Christen unter bie Herrschaft
bes Papstes, Luther (Reformationsfest) befreite bie Evangelischen von
ihr — beiben sind wir Dank schuldig. Ist das kein Widerspruch?
— Nein, denn zur Zeit ber Einführung bes Christentums mußte bie
beutfche Kirche, sollte sie gebethen (f. oben), an Rom angeschlossen werben,
zur Zeit ber Reformation war bie christliche Lehre schon so fest gewurzelt,
baß Luther bie deutsche Christenheit vom Papste losreißen und von den
inzwischen entstandenen Mißbrauchen befreien sonnte.
7. Seit Luther giebt es (in der evangelischen Christenheit) auch keine
Klöster mehr. — Zur Zeit Luthers waren die Klöster vielfach An¬
stalten für Müßiggänger (die eingehenbe Besprechung gehört in bie
Reformationszeit), aber zur Zeit bes Bonifatius waren bie Klöster, z. B.
Ohrbruf, Hersfelb unb Fulda, später Corvey, Ganbersheim, segensreiche
Anstalten. Die Mönche (Benebiktiner) gaben burch ihre Arbeitsamkeit
ein gutes Beispiel, sie zeigten, wie man bas Lanb urbar machen müsse
burch Ausrottung ber Wälder, burch Anlage von Felbern unb Gärten;
sie beschäftigten sich aber auch in geistiger Weise, sie schrieben Bücher
(Wibukinb, Hrotsuit) unb müssen demnach bie Wissenschaften gepflegt
haben; vor allem breiteten sie bas Christentum aus burch Beispiel und
Prebigt (Bonifatius unb feine Begleiter waren angelsächsische Mönche);
sie zeigten bie Werke bes Christentums, inbem sie in ber Not Trost
fpenbeten (bie Nonnen zu Augsburg 955), indem sie Arme unb
Kranke unterstützten unb pflegten unb Bebrängten Zuflucht gewährten.