Full text: Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg (Teil 4)

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Beigetragen zu dem Sieg und dem achtunggebietenden Auftreten 
Luthers haben noch seine 
Nächstenliebe, die sich als Vaterlandsliebe zeigt (Ich will 
mich dem Dienst nicht entziehen, den ich meinem Deutschland schuldig bin); 
seine Beredsamkeit und Geistesschärfe (Bitte um Bedenkzeit, 
Scheidung der Bücher in drei Gruppen, treffende Worte für die wich¬ 
tigsten und tiefsten Gedanken); feine Bescheidenheit (Entschuldigung 
wegen etwaigen unhöflichen Benehmens, ehrerbietiger Ton, ich mach mich 
nicht zu einem Heiligen); sein Gehorsam gegen die Obrigkeit in allen 
äußeren Dingen, worin sie ein Recht zu gebieten hat. Dafür weigert er 
ihr aber den Gehorsam in göttlichen Dingen, in Glaubenssachen, worin 
man allein seiner Überzeugung und dem Wort Gottes zu folgen hat. 
4. Die Gegner und Freunde Luthers. 
Kaiser Karl ist der Hauptgegner Luthers, er und Aleander 
allein haben im Grunde die Reichsacht gegen ihn fertig gebracht. Für 
den Kaiser ist Luther von vornherein der offenbare Ketzer (Vorurteil; 
„Der soll mich nicht zum Ketzer machen"), und er will ihn von vorn¬ 
herein vernichten. Aber als kluger Staatsmann benutzt er ihn dock» 
auch zu seinem Vorteil, indem er den Papst, dem es am meisten auf 
die Beseitigung Luthers ankommt, durch sein Zögern zu einem Bündnis 
treibt. Es ist ja schön von ihm, daß er auch dem „Ketzer" sein Kaiser¬ 
wort hält und nicht mit Lug und Trug gegen ihn kämpfen mag; und 
wir können es ihm auch nicht Übel nehmen, daß er feindlich gegen Luther 
gelinnt ist (als gläubiger Katholik verehrt er den römischen Glauben 
und Gottesdienit, als Staatsmann möchte er seine vielen Länder durch 
das Band des katholischen Glaubens zusammenhalten); aber wir müssen 
es bedauern, daß dieser Fremdling auf dem deutschen Thron das deutsche 
Volk und seinen Wortführer gar nicht verstand, daß er gar nicht ahnte, 
warum sie nichts mehr von römischer Geistesknechtschaft und äußerlichem' 
Gottesdienst wissen wollten, und daß er daher sich von vornherein 
dem Verlangen des deutschen Volkes nach Reformation entgegen- 
stemmte und die Reformation mit all seiner Macht hemmte. Dieser 
Zwiespalt zwischen dem Oberhaupt und den Unterthanen konnte nur 
großes Unglück über das habsburgische Kaiserhaus und über das Volk 
bringen, was wir später deutlich genug sehen werden. Wie ganz anders 
wäre es doch geworden, wenn statt Karls Friedrich der Weise auf dem 
deutschen Kaiferthron (der ihm ja angeboten war) gesessen hätte! 
Der Reichstag sucht ja möglichst gerecht gegen Luther zu ver¬ 
fahren; er schafft ihm Gehör vor der Verurteilung, billigt seine An¬ 
klagen gegen den päpstlichen Stuhl und hätte ihn gern in dieser Sache 
als Bundesgenossen gebraucht, aber er verwirft von vornherein seine 
Lel)re über den Glauben und die Kirche als ketzerisch; denn er kann 
iich von der altgewohnten Vorstellung, daß Rom unfehlbar und allein¬ 
seligmachend ist, nicht losmachen. 
Die Freunde Luthers im Reichstage lassen ihm ja manche Auf¬ 
munterung und Anerkennung zuteil werden (Beispiele) aber — was die
	        
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