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zwingen. Dazu braucht er aber die Treue seines Heeres; er erreicht
auch die schriftliche Verpflichtung seiner Generäle und Obersten, sich
nicht von ihm zu trennen. Trotzdem zieht der Kaiser einige Generäle
auf seine Seite. Dann erklärt er Wallenstein und zwei seiner An¬
hänger wegen „meineidiger Treulosigkeit" in die Acht — und das ganze
Heer fällt von dem Geächteten ab, bis auf 2000 Mann, die Wallen¬
stein mit sich nach Eg er führt, wo er sich mit den Schweden verbünden
will. Der Oberst Buttler, der mit Wallenstein nach Eger gezogen ist,
kennt den kaiserlichen Willen und weiß, daß er sich hohen Lohn erwerben
wird, wenn er den abgefallenen General lebendig oder tot in des
Kaisers Hände liefert. Er verbündet sich mit einigen Offizieren, und
da Gefangennahme unmöglich ist, so entschließen sie sich zur Ermordung.
Sie ermorden in einer Nacht zuerst die drei Vertrauten Wallensteins
bei einem Gastmahl auf der Burg zu Eger, dann den General selbst
in seinem Schlafgemach in der Stadt. — Die Mörder werden später
vom Kaiser reichlich belohnt.
3. Die Schlacht bei Nördlingen und der Prager
Friede.
Zunächst stehen beide Parteien einander mit ungefähr gleicher Stärke
gegenüber. Nun vereinigt der junge König Ferdinand das kaiserliche
Heer mit einem spanischen Hilfsheer bei Nördlingen und verschanzt
sich daselbst. Bernhard von Weimar greift trotz der Warnung Horns
an, und die Schweden erleiden eine zerschmetternde Niederlage
(12000 tot oder verwundet, 6000 gefangen), welche die schwedische
Übermacht und fast alle Erfolge Gustav Adolfs vernichtet, 1634.
Folgen der Schlacht: Wiedereroberung Süddeutschlands durch
das kaiserliche Heer, und die schlimmste Folge: der Prager Friede,
den Kursachsen mit dem Kaiser schloß, 1635. Beding ungen des¬
selben : Aufhebung des Restitutionsediktes für alle am Frieden Beteiligten
mit der Bestimmung, daß die von den Protestanten bis 1627 (sehr
ungünstiges Jahr: Böhmen, Österreich, Süddeutschland) besessenen geistlichen
Güter ihnen zunächst aus 40 Jahre verbleiben sollen; der Sohn des
Pfalzgrafen wird nicht in sein Erbe eingesetzt, Baden und Würtemberg
werden nicht in den Frieden eingeschlossen, die Reformierten werden
gar nicht erwähnt; Abtretung der beiden Lausitzen an Sachsen als
böhmisches Lehen; alle diesem Frieden beitretenden Fürsten sollen auf
das Recht zu Bündnissen und auf die Aufstellung eigener Heere ver¬
zichten; es soll nur ein kaiserliches Reichsheer geben, das zum Teil
vom Kurfürsten befehligt werden, und dessen Hauptaufgabe die Ver¬
treibung der Schweden sein soll.
Durch diesen Sonderfrieden, dem viele Stände (auch Branden¬
burg) beitreten, ist die Übermacht des Kaisers und die katholische
Majorität im Kurfürsten- und Fürstenkollegium des Reichstages fest¬
gestellt.
Aber alle Fürsten, welche das Übergewicht der Habsburger nicht
dulden und wahre Religionsfreiheit erkämpfen wollten, z. B. Hessen,
mußten sich diesem Frieden widersetzen, vor allem natürlich Schweden.
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