Full text: Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg (Teil 4)

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Luther setzt seine Zuversicht auf Gott; der wird's machen, wie 
es recht ist, und meine Sache sichren, wie sie's verdient. 
Die Freunde Luthers zeigen Zutrauen zu seiner reinen und 
heiligen Absicht und Achtung vor dem Geist und Mut, mit dem der 
Mönch das Werk der Kirchenverbesserung beginnt. 
Die Gegner Luthers (Tetzel und Prierias) stehen auf dem falschen 
Standpunkt: Der Papst ist der alleinige Herr über die Kirche und 
den Glauben der Christen; die Kirche ist darum unfehlbar und unver¬ 
besserlich (d. h. vollkommen); wer eine Einrichtung des Papstes tadelt, 
ist ein Ketzer. Zur Verkündigung dieser Lehre werden sie zwar durch 
Gewinnsucht und Ehrgeiz getrieben, aber im Grunde sprechen sie doch 
nur die wirkliche Meinung der Päpstlichen aus. 
Der Papst zeigt sich in seinem ersten Urteil kurzsichtig (nur 
Mönchsgezänk), in seinem zweiten auch leichtsinnig (Meine Macht ist 
so unerschütterlich, daß man sie nur im Rausche anzutasten wagen kann). 
— Zusammenfassung. 
Zweites Stück. 
Vorladung Luthers nach Mom. 
Ziel: Der erste Schritt des Papstes gegen Luther. 
I. Bis jetzt war der Kampf nur ein Kampf von Gedanken und 
Worten. Papst und Kirche haben noch nicht amtlich gesprochen und 
gehandelt. Was wird aber geschehen, wenn der allmächtige Papst selbst 
den zum blinden Gehorsam verpflichteten Mönch mit seinem Gebot oder 
seiner Drohung antastet? Erinnerung an die Vorladung des Kaisers 
Heinrich IV. nach Rom. Kann der Mönch so antworten wie der Kaiser? 
II. Lesen des Stückes. 
Zur Erklärung des Textes. 
.,Eure Heiligkeit" = übliche Formel für die Anrede des Papstes 
(vergl. Eure Majestät). — „Bischof von Brandenburg" = der nächste 
Vorgesetzte Luthers. — „Ketzergericht" = weil es sich um eine Anklage 
wegen Ketzerei handelte. — „Sohn der Bosheit" = ein durchaus böser 
Mensch, dessen Mutter gewissermaßen die Bosheit selbst ist. 
Zur Erläuterung. 
Warum schrieb Luther an den Papst? Er möchte ihn überzeugen, 
daß er es in den Thesen gut mit der Kirche gemeint hat, und ihn da¬ 
durch bewegen, als sein Beschützer aufzutreten. Welcher Satz des Brieses 
ist der wichtigste: Ich unterwerfe mich auch dem Todesurteil, aber ich 
widerrufe nicht. —Warum beschloß das Ketzergericht die Vorladung? 
Es war das sicherste Mittel, Luther zum Schweigen zu bringen; denn 
entweder konnte man ihn durch Kerker und Folter zum Widerruf zwingen 
oder den Hartnäckigen für immer im Kerker verschwinden lassen oder 
sonstwie bei Seite bringen. 
Warum wollte sich Luther nicht in Rom stellen? (Lebensgefahr,
	        
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