Full text: Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg (Teil 4)

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durch die begeisterte Zustimmung von Hunderttausenden erhöht und sogar 
die großen Weltverhältnisse (Kaiserwahl) der guten Sache Luthers dienen 
läßt. So finden wir die Wahrheit bestätigt, die wir schon bei der Er¬ 
ziehung Luthers durch Gott (2. Einheit, III, 2 u. 5) gefunden haben. 
Jes- 28, 29. Hebr. 12, 6. cf. 1. Mos. 50, 20. Ihr gedachtet es böse 
mit mir zu machen . . . 
4. Für alle Charakterzüge Luthers, die wir schon bei unserer 
vorigen Geschichte zusammengestellt haben (cf. 2. Einheit, III, 3), finden 
wir hier neue herzerquickende Beweise in den Äußerungen und Thaten 
Luthers (Vergl. auch die betr. Beurteilungen!). 
Frömmigkeit und Gottvertrauen: Sein Wort an die 
Brüder; Christus lebe: Unter dem Himmel; Brief an den Kurfürsten. 
Gewissenhaftigkeit und Wahrhaftigkeit: Widerruf nur 
nach besserer Belehrung; sein Wort gegen die Konzilien und für Hus, 
das ihm nur Haß und Gefahr bringen kann. 
Fester Wille: Kein Widerruf. Demut und Bescheiden¬ 
heit: Martinus sterbe! Brief an den Papst. 
Mut und Todesverachtung: Kein Widerruf trotz Vorladung, 
Drohungen, Bann; Freude über Trübsal, allezeit fröhliches Herz; Be¬ 
kenntnis zu Hus und gegen die Konzilien, gegen die Meinung aller 
Welt; scharfes Mahnwort an den Papst; Verbrennung der Bannbulle, 
Lostrennung von der allein seligmachenden Kirche, will Christ sein aus 
eigne Faust. 
Nächstenliebe: Brief an den Kurfürsten, Fürbitte. 
Heiliger Zorn: Mahnwort an den Papst, Bannbulle. 
Beredsamkeit und Geistesschärfe: Unterredungen mit Cajetan, 
Miltitz und Eck; Durchschauen des Miltitz; Erkenntnis der Wahrheit in 
Hußens Lehre u. s. w. (cf. IV, 4.) 
5. Vergleich Luthers mit Heinrich IV. Beide Männer ~r" 
wurden vom Papst in den Bann gethan, aber den einen treibt der Bann 
nach Canossa zu den Füßen des Papstes, der andere wirft die Bann¬ 
bulle verächtlich in das Feuer; der eine wird vom Bannstrahl besiegt, 
obwohl er ein mächtiger Kaiser ist, der andere erhebt sich siegend über 
den Bannspruch, obwohl er ein geringer Mönch ist. 
Wie erklärt sich diese entgegengesetzte Wirkung des Bannes und das 
entgegengesetzte Verhalten der beiden Gebannten? 
Südtens war die Ursache des Bannes bei beiden verschieden. 
(Ausführung: Unrecht der Simonie und der Entsetzung des Papstes 
— Gerechte christliche Klage Luthers über den Ablaßhandel und über 
die Anmaßungen des Papsttums; seine innige Überzeugung, für die Sache 
Christi zu streiten). Zweitens waren die Zeiten anders geworden. 
Denn zu Heinrichs Zeit benutzten die selbstsüchtigen Fürsten den Bann 
nur als Mittel zum Sturz des verhaßten Kaisers, und die große Masse 
des Volkes verehrte in dem Papst den Herrn über Himmel und Hölle. 
Luther aber findet Fürsten, die ihn schützen, weil sie ihm recht geben; 
er findet Tausende von Gesinnungsgenossen, welche ihn als den Ver¬ 
kündiger des wahren Christentums verehren und alle Ehrfurcht vor dem
	        
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