Full text: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart (Teil 5)

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Jahre 1864. Beide hatten dieselbe Ursache, für den Anfang auch den¬ 
selben Verlauf, aber einen völlig verschiedenen Abschluß (Nachweis!). 
2. 1850 (O lm ütz) — 1864. — 1850 gab in Olmütz Friedrich 
Wilhelm IV. nicht nur seine deutschen Einigungspläne aus, sondern er 
gab auch die Schleswig-Holsteiner den Dänen preis. Soweit ging 
damals die Beeinflussung Preußens durch Österreich. 1864 aber ist von 
solcher Beeinflusiung nicht nur nichts zu merken, sondern umgekehrt: Öster¬ 
reich folgt Preußen, um gegen feinen Willen die Schmach tilgen und 
Schleswig-Holstein befreien zu helfen. 1850: ein Jahr der deutschen 
Schmach; 1864: ein deutsches Ehrenjahr. 
3. Die schleswig-holsteinischen Befreiungskriege 
können verglichen werden mit dem Freiheitskampf Armins 
gegen die Römer, die ja Deutschland römisch machen wollten, mit den 
Freiheitskriegen der Schweizer, der Tiroler (1809) und dem 
Befreiungskrieg vom Jahre 1813. 
IV. Systematische Zusammenstellung. 
1. 1848—1850 erster schleswig>holsteinischer Krieg. 
1850 Übereinkunft zwischen Österreich und Preußen in Olmütz: 
Preußen giebt seine deutschen Pläne auf und giebt die 
Schleswig-Holsteiner preis. 
1864 zweiter schleswig-holsteinischer Krieg; Erstürmung der 
Düppeler Schanzen, Übergang über den Alsensund. 
Dänemark tritt die Herzogtümer an den Kaiser von Öster¬ 
reich und den König von Preußen ab. 
2. „Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an, 
das halte fest mit deinem ganzen Herzen, 
hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft." 
Y. Anwendung und Erweiterung. 
Hatte nicht auch Österreich durch die Olmützer Beschlüsse seinen 
Ruf als deutsche Macht geschädigt? — Nein, denn Österreich hatte 
seinen Standpunkt in keiner der beiden Fragen geändert, es wollte nach 
wie vor den Deutschen Bund und hielt die Befreiung Schleswig- 
Holsteins für Unrecht. Alle Schande jener Beschlüsse fiel auf Preußen. 
Das wußten natürlich die österreichischen Staatsmänner, und das gerade 
war ihr Ziel: sie wollten Preußen in den Augen aller Deutschen blo߬ 
stellen, um feine Einigungspläne unmöglich zu machen, es zu schwächen 
und um so gewisser zu beherrschen. 
Nach einer Seite hin war 1864 die Schande von Olmütz getilgt. — 
Es steht zu hoffen, daß dies auch nach der andern Seite geschieht. 
Durch den Friedensschluß von 1864 war die Schleswig-Holsteinische 
Frage noch nicht gelöst. — Sollten die Sieger die Herzogtümer gemeinsam 
beherrschen?^ Das ging doch nicht auf die Dauer. Wer sollte sie be¬ 
kommen? Österreich konnte die weitab liegenden Länder nicht brauchen, 
Preußen lagen sie paffender, aber eine Vereinigung mit Preußen 
würde Österreich wohl nimmermehr zugeben.
	        
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