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4. Nachfolger des Augustus.
1. Wie vier Nachfolger des Augustus sich zeigten. Des Augustus
unmittelbare Nachfolger glichen ihm nicht. Tiberius war ein grau¬
samer Tyrann. Unter ihm starb im fernen Palästina Jesus Christus
am Kreuze für die Sünde der Welt. Der wahnsinnige Cajns, zum
Scherz Caligula (— Stiefelchen) genannt, forderte für sich göttliche
Verehrung. Der schwachsinnige Claudius ließ Weiber und freigelas¬
sene Sklaven für sich regieren und ergötzte sich lieber an den Zuckungen
der Sterbenden. Alle aber übertraf Nero. Tausende der angesehensten
Römer schickte er in den Tod; seinen Lehrer, seinen Bruder, seine
Gemahlin, ja sogar die eigene Mutter verschonte er nicht. Nachdem
er Rom hatte anzünden lassen, schob er die Schuld aus die Christen
und befahl 64 n. Chr. eine allgemeine Verfolgung derselben. «4
2. Mit welchem Kaiser für Rom bessere Zeiten kamen. Nach
Neros Tode wurde Vespasian zum Kaiser ausgerufen. Eben stand
er mit seinem Heere in Palästina, um die Juden zu züchtigen. Nun
übertrug er den Oberbefehl gegen sie seinem Sohne Titus. Derselbe
schloß Jerusalem von allen Seiten ein und nahm es mit Sturm.
So wurde Jerusalem 70 n. Chr. in einen Steinhaufen verwandelt. 70
Vespasian, welcher von 69—79 regierte, war ein trefflicher Kaiser.
Durch Sparsamkeit füllte er den Staatsschatz; durch Einfachheit gab
er das beste Beispiel. Die Grenzen des Reiches wurden durch die
Erorberung vou Britannien erweitert.
3. Welche vier Kaiser ihm ähnlich waren. Aber noch trefflicher
war sein Sohn und Nachfolger Titus, welcher 79 bis 81 regierte.
Mit Recht nannten ihn seine Untertanen „die Freude und Wonne
des Menschengeschlechts". Unter seiner Regierung erfolgte im Jahre
79 der Ausbruch des Vesuv, bei welchem die drei Städte H erkula-79
num, Pompeji und Stabiä durch Asche und Lava gänzlich ver¬
schüttet wurden. Nach ihm haben noch mehrere treffliche Kaiser über
Rom geherrscht. Dem Traf an, unter welchem das Reich die größte
Ausdehnung erlangte, gaben die Römer um seiner Herrschertugenden
willen den Beinamen „der Beste". Der friedliebende Antonius
Pius (= der Fromme) wollte lieber eines Bürgers Leben erhalten,
als taufend Feinde vernichten. Dem Mark Aurel erschien die
Tugend als das einzig wahre Gut und das Laster als das größte Übel
4. Was für Zustände nach Mark Aurel in Rom eintraten.
Mit des letzteren Tode aber begann für das römische Reich eine un¬
glückliche Zeit. Rasch folgten die Kaiser einander, von der kaiserlichen
Leibwache beliebig ein- und abgesetzt; meist waren sie grausam und
gewalttätig, und nur wenige starben eines natürlichen Todes. Immer
höher stieg die innere Verwirrung, immer größer wurde die Sitten-
losigkeit des Volkes; immer rascher eilte das Reich seinem Untergange
entgegen. Die abgelebte Heidenwelt sank vor dem neuerstaudeuen
Christentum in Trümmer, und der entkräftete Staat erlaa den
Angriffen der jugendsrischen Germanen.