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nicht stand; die persönliche Tapferkeit und Stärke des einzelnen verlor
rn Bedeutung; die Geschicklichkeit der Führer und die Masse der ©tret
tenden entschieden die Schlachten. So verlor der Ritterstand an Be--
deutimg; die Kriege wurden von geworbenen Scharen geführt; von
dem Sold, den sie empfingen, nannte man sie Soldaten.
xii. Aus dem XV. Jahrhundert.
1. Welche Habsburger sich wenig um das Deutsche Reich kümmerten.
Ludwig der Bayer starb 1347. Karl IV. (1347—1378) setzte 13 5 6 1347—1378
durch das Gesetz der goldenen Bulle die Ordnung der Wahl >346.
und Krönung des Kaisers, den Rang und die Rechte der sieben Kur¬
fürsten fest; im übrigen wendete er alle Sorgfalt seinem Stammlande
Böhmen und dessen Hauptstadt Prag zu, wo er 1348 die erste Universität L34S.
Deutschlands gründete. Mit Recht sagte man darum von ihm, er sei
Böhmen ein wahrer Vater, dem Deutschen Reiche aber ein Erzstiefvater
gewesen. Roch weniger kümmerte sich Wenzel (1378—1400) um die 1378-140«.
Reichsgeschäfte. Er war ein launischer, jähzorniger und grausamer
Mensch, bem Trunke und wüstem Leben ergeben. Ihn erklärten die
Kurfürsten 1400 der Krone verlustig und wählten Ruprecht von uoo.
der Pfalz (1400—1410). Wohl war dieser ein gutgesinnter Fürst, i400-ui».
aber er erwies sich doch zu schwach, um Ruhe und Ordnung und das
kaiserliche Ansehen wiederherzustellen.
2. Was sich unter Kaiser Sigismund ereignete. Ruprechts Nach¬
folger war Sigismund, bisher König von Ungarn und Markgraf
von Brandenburg (1410—1437). Seine erste Sorge war die Ordnung t4io-i437.
der kirchlichen Verhältnisse. Die Kirche war gespalten, indem sich gleich¬
zeitig drei Päpste gegenüberstanden. Dazu war die Kirche entartet;
denn wie die Häupter, so gaben auch die übrigen Geistlichen durch ihren
Lebenswandel öffentliches Ärgernis. Allgemein forderte man deswegen
ein Konzil. 1414 wurde es in Kostnitz am Bodensee eröffnet. Viel ui4.
wurde durch die Kostnitzer Versammlung nicht erreicht. Die Einheit
der Kirche wurde zwar hergestellt, indem man alle 3 Päpste absetzte und
einen neuen wählte. Auch wurde die Lehre des Hus als Irrlehre ver¬
dammt und er selbst als Erzketzer verbrannt (1415), aber zu einer i4ia.
eigentlichen Reinigung der Kirche kam es nicht. Sigismund belehnte 1415
den bisherigen Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern,
mit dem Kurfürstentums Brandenburg. Das Kurfürstentum Sachsen
übertrug er 1423 dem bisherigen Markgrafen von Meißen, Friedrich 1423.
dem Streitbaren.
3. Inwiefern die Jungfrau von Orleans den Kampf zwischen den
Engländern und Franzosen beeinflußte. Da im Anfange des 14. Jahr¬
hunderts die englischen Könige Anspruch auf die erledigte französische
Krone erhoben, so begann zwischen England und Frankreich ein blutiger
Streit, der erst nach mehr als 100 Jahren ein Ende nahm. Anfangs
waren die Engländer im Vorteil. Als 1422 Karl VII. auf den fran- 142z
zösischen Thron gelangte, war nur ein geringer Teil des Landes in
seinen Händen. Da kam ihm moxiderbare Hilfe. Ein einfaches Land-