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Hannover, Sachsen und Kurhessen in ihren Händen. Ende Juni erfolqte
m 3 Heeressäulen der Einmarsch in Böhmen. Nachdem sich alle drei
Armeen Bet Gitschin vereinigt hatten, wurden am 3. Juli die Österreicher
und ©achsen bei König grätz und Sadowa gänzlich geschlagen. Un¬
aufhaltsam drangen die Sieger bis in die Nähe von Wien Da machte
ein Waffenstillstand dem kurzen Kampfe ein Ende. Unterdessen waren
die preußischen Waffen auch den Bundesgenossen der Österreicher gegen¬
über siegreich gewesen. Der blinde König Georg von Hannover
war bei Langensalza umschlossen und zur Kapitulation genötigt
worden. Die süddeutschen Heere, der einheitlichen Führung entbehrend,
hatten in zwanzig größeren und kleineren Gefechten keinen Vorteil zu
erringen vermocht. Durch den Frieden zu Prag schied Österreich aus
Deutschland aus. Preußen annektierte Schleswig-Holstein, Hannover,
Kurhesien, Nassau und Frankfurt am Main. Unter seiner Führung
entstand ein Norddeutscher Bund, der alle Länder nördlich vom
Main und das Königreich Sachsen umsaßte; mit ihm schlossen die süd¬
deutschen Staaten ein Schutz- und Trutzbündnis.
3. Die ganze Einigung.
1. Wodurch Napoleon III. dem Ehrgeize der Franzosen zu schmeicheln
suchte. Um die Blicke seiner Franzosen von den inneren Verhältnissen
abzulenken, suchte Napoleon ihrer Eitelkeit und ihrem Ehrgeize durch
auswärtige Kriege und Erfolge zu schmeicheln. Im Bunde mit England
zwang Frankreich durch den Krimkrieg (1853 — 1856) Rußland, seine
Pläne gegen die Unabhängigkeit der Türken aufzugeben. Im'Jahre
1859 unterstützte Napoleon den König Viktor Emanuel von Sar¬
dinien im Kampfe gegen Österreich. Bei Magenta (westlich von
Mailand) und Solferino (südöstlich von Mailand) besiegt, trat Kaiser
Franz Joseph im Frieden zu Villafranka (spr. Willasranka) die Lom¬
bardei an den sardinischen König ab, der Napoleon als Dank für seine
Hilfe Savoyen und Nizza überließ. Nachdem Viktor Emanuel auch die
kleinen Staaten Mittelitaliens und mit Hilfe Garibaldis Neapel und
Sizilien an sich gerissen hatte, nahm er den Titel „König oon Italien"
an. 1866 erhielt er als Preußens Bundesgenosse Venetien, und als 4 Jahre
später auch Rom erobert und der weltlichen Herrschaft des Papstes ein
Ende gemacht wurde, war ganz Italien geeinigt.
2. Was der Kaiser der Franzosen zur Ursache für den Krieg mit
Deutschland machte. Je größer das Übergewicht war, das Frankreich
bisher in Europa besessen, und je mehr die eitlen Franzosen geneigt
waren, ben ersten Rang unter allen Völkern für sich in Anspruch zu
nehmen unb sich für bie „Große Nation" anzusehen, um so mehr fühlten
sie sich burch bie Erfolge Preußens vorn Jahre 1866 gekränkt unb
forberten Rache für Sadowa. Ein willkommener Anlaß zum Streite
wurde durch die spanische Thronangelegenheit geboten. Die Spanier
wollten ihre erledigte Krone dem Prinzen Leopold von Hohenzollern,
einem Verwandten des preußischen Königshauses übertragen. Darüber
geriet das französische Volk in gewaltige Aufregung. Um des Friedens
willen trat zwar Prinz Leopold freiwillig zurück, Frankreich aber war
damit nicht zufrieden. Der französische Gesandte Benedetti forderte im