§ 121. Sturz Heinrichs des Löwen. Friedrichs I. Tod. 327
aber zu Chiavenna am Corners ee verließ er ihn mit allen feinen
sächsischen Vasallen, obwohl Friedrich sich soweit herabließ, ihn
fußfällig zu bitten, daß er bleiben möge. Friedrich erlitt bei
Legnano eine furchtbare Niederlage nnd entrann dem Tode mit
genauer Not. Da sah denn der Kaiser ein, daß es ihm un- ii?6.
möglich fei, seine stolzen Pläne durchzuführen, nnd versöhnte sich
mit dem Papste und zwar aufrichtig. Auch den Lombarden machte er
Zugeständnisse. So konnte er nach Deutschland zurückkehre», wo er
zuerst Heinrich den Löweu vor das kaiserliche Gericht lud, um
ihn wegeu seiner Felonie (Lehensuntreue, Treubruch) zur Veraut-
wortnng zu ziehen. Auch war Heinrich von seinen Nachbarn
wegen mannigfacher Beeinträchtigung angeklagt. Da er nicht er¬
schien , nahm ihm der Kaiser feine Lande und zerstückelte sie, um
feinen der Fürsten durch die Belehnung übermächtig zu machen,
in kleine Herrschaften. Der alte Löwe wehrte sich zwar grimmig,
aber er konnte der ungeschwächten kaiserlichen Macht gegenüber
nichts ausrichten und unterwarf sich. Zu Erfurt lag er vor
Dem auf den Knieen, den er bei Chiaveuna umsonst ans den
Knieen hatte flehen lassen. Er behielt nur seine Erblande Brau n- iisi.
schweig und Lüneburg nnd mußte ans drei Jahre das Deutsche
Reich verlassen. Heinrich begab sich nach England zu feinem
Schwiegervater König Heinrich II.
339) Nun hatte Friedrich in Deutschland freie Hand und er
benützte die Sicherheit vor auswärtigen Feinden dazn, geordnete
Zustände im Innern herbeizuführen und zu befestigen. Noch ein¬
mal kehrte der Glanz seiner früheren Reichstage zurück. Es ver¬
sammelten sich die Edlen feines Reiches und der auswärtigen Län¬
der an seinem Hofe, und 1181 feierte er zu Mainz ein allgemeines nsi.
Freuden- und Siegesfest, dem allein 40 000 Ritter beiwohnten.
Allein stets zu großen Entwürfen geneigt, faßte er einen Gedanken
auf, der für Deutschland die Ursache neuer Zwietracht wurde, und
an welchem auch sein Geschlecht zu Gruude ging. Er vermählte
nämlich seinen Sohn Heinrich mit Konstanze, der Erbin des
Königs Wilhelm II. von Sizilien, So sollte Unteritalien
rechtskräftig an den bereits zum König gewählten Heinrich VI.
fallen. Auch mit dem Papste wäre es wieder zu ernsten Zwisten
gekommen, da Friedrich nochmals ungerechtfertigte Ansprüche auf
die Besetzung der Bistümer nnd die Hinterlassenschaft der Bischöfe
machte. Da drang plötzlich die Kunde in das Abendland, daß
Sultan Saladin die Christen Bei Liberias geschlagen und Je¬
rusalem erobert habe. Die ganze Christenheit wurde mit Schrecken
und Entsetzen erfüllt und die Könige von England und Frankreich
stellten sich an die Spitze eines neuen Kreuzzuges. Da nahm