Full text: Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte

420 Die neue Zeit. 
kam bald nach Deutschland, schrieb den ersten Reichstag nach 
E.Worms aus und ernannte auf demselben seinen Bruder Fer¬ 
dinand zum kaiserlichen Statthalter in Deutschland. Auch trat 
er ihm die österreichischen Erbländer mit Ausnahme der Rieder- 
lande ab. Zugleich wurde genau bestimmt, zu welchem Reichs¬ 
kreise jedes einzelne Land gehöre. 
Anmerkungen. 
1. Herzog Ulrich von Württemberg hatte wegen seiner Roheit 
und Gewaltthätigkeit, mit der er seine Unterthanen behandelte, den Haß 
seines Volkes, und eines Mordes wegen, den er an dem Ritter Hans 
von Hutteu beging, die Reichsacht sich zugezogen. Der Vollstreckung 
dieser Reichsacht entging er nur mit Mühe. Bald darauf bemächtigte 
er sich der Stadt Reutlingen, in der ein württembergischer Forstknecht 
im Streit erschlagen worden war, und verleibte sie seinem Lande ein. 
Nun aber vollstreckte der Schwäbische Bund das Urteil, vertrieb den Herzog 
aus seinem Lande (1519) und verkaufte dasselbe gegen Ersatz der Kriegs¬ 
kosten an Kaiser Karl V. Erst 15 Jahre nachher (1534) gelang es 
Ulrich unter drückenden Bedingungen, wieder in den Besitz des Landes 
zu kommen. 
2 Die Herren von Saldern, Vasallen des Bischofs von Hildes¬ 
heim waren im Besitze von Stiftsgütern, die ihnen verpfändet waren 
und welche der Bischof wieder einlöste. Sie kündigten ihm deshalb den 
Krieg an, und es traten die Herzoge von Wolfenbüttel und Kalen¬ 
berg auf ihre Seite; dem Bischöfe standen aber der Herzog von Lu ne¬ 
tz ura und die Grafen von Lippe, Hoya und Diepholz bet. auf 
der Saldauer Heide im Lüneburgischen siegte der Bilchof, und 4000 
Gegner blieben auf dem Wahlplatze. Diese unerhörten Verletzungen des 
Landfriedens mußten die Kurfürsten erschrecken. 
3. Kaiser Karl V. „(geb. 24. Febr. 1500) war der Sohn des Erz¬ 
herzogs Philipp von Österreich und der Johanna, der einzigen 
Tochter und Erbin Ferdinands des Katholischen und der Jsa- 
bella. ^m Jahre 1516 bestieg er den spanischen Thron als Karl 1. 
Noch bei Lebzeiten hatte Maximilian sich dafür verwendet, daß sem 
Enkel zum deutschen Kaiser gewählt würde. In der Wormser Wahl¬ 
kapitulation mußte Karl beschwören, ohne der Kurfürsten Etnwilli- 
qung kein Bündnis mit Fremden einzugehen, noch als Kaiser Krieg zu 
führen, auch kein fremdes Kriegsvolk in das Reich zu bringen, keinen 
Reichstag außerhalb Deutschlands zn hatten, die Reichs- und Hofamter 
mit gebornen Deutschen zu besetzen, in Schriften und Handlungen des 
Reiches keine andere Sprache als die deutsche oder die lateim]che zn ge¬ 
brauchen, sobald als möglich nach Deutschland zu kommen und die meiste 
Leit seinen Aufenthalt darin zu nehmen. Für einen Romerzug wurde 
ein Geldbeitrag für 20 000 Mann zu Fuß und 4000 zu Pferd _und zwar 
monatlich für einen Mann zu Pferd 12 und für einen Fußgänger vier 
Gülden bewilligt. Diese Abgabe, welche Römer monat hieß, wurde 
nach den R ei ch s m at r ikeln, d. i. dem Verzeichnte der Reichsstande, 
umgelegt. Für den Römerzug Karls V. wurden 101 966 Gülden be¬ 
willigt.
	        
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