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Drei oder vier Nächte später, um die Mitternacht und in der
Gegend von Mannheim, weckten mich, als ich mit einem abermals ver—
späteten Zuge vorüberfuhr, Kanonenschüsse und Glockengeläute aus dem
Schlafe; und als ich hinausschaute, klang es dumpf von der Stadt her
über den Rhein wie das Brausen zahlloser Menschenstimmen, und der
ganze Himmel leuchtete von einem feurigen Widerschein. „Was gibt es?“
fragte ich den Schaffner.
„Straßburg ist über!“ war die Antwort, und nun fuhr alles aus
dem Schlaf, und alles jauchzte hinein in den fernen Jubel und Glocken—
klang und Kanonendonner.
Julius Rodenberg. (Deutsche Rundschau. Berlin 1875. UI. S. 208.)
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13. Eine Marburger Maifeier.
Eu der schönsten studentischen Bräuche an Marburgs Universität ist
die Feier der Walpurgisnacht. Wie man an der Jahreswende am Syl—
vesterabend die erste Stunde des neuen Tages heranwacht, so begrüßen die
Marburger Studenten nach einem alten Brauch am Abend des letzten
April die erste Stunde des Wonnemonats Mai durch eine Feier, wie
sie vermöge der landschaftlichen Umgebung Marburgs einzig in ihrer
Artiis.
Ein wundervoller, milder Frühlingsabend, kurz vor Mitternacht.
Aus blühenden Kelchen am Bergeshang strömen schwer berauschende Düfte ..
Silberbleich schimmert im Abenddunkel der sammetweiche Blütenschnee an
Busch und Baum. Am Himmel wallen Milliarden Sterne in goldenem
Funkeln friedlich ihre alten Reigen. Leis rauscht die Lahn in bläulich
silbernem Mondenschein ein träumendes Lied zum Berghang hinauf, wunder—
bare, hehre Melodien!
Weihevolle Stille! Die fröhlichen Studentenweisen, die vor kurzem
noch aus den herrlich gelegenen Bergwirtshäusern durch die Nacht hinaus
klangen, sind nach und nach verstummt. Das Leben dort scheint erstorben.
Andächtig rauschen im dunkeln Bergwald wiegende Tannenkronen ein eben
verhalltes Lied nach, das schwermütige Lied vom Scheiden und Meiden
der Marburger Musensöhne:
„Und muß ich einstens scheiden,
Dann Marburg, dann ade!
Ob ich in fernen Zeiten
Dich einst wohl wiederseh? —
Da plötzlich taucht am Schloßabhang ein einzelnes Licht auf, jetzt
wieder eins, nun eine ganze lange Reihe, wie magisch funkelnde Goldlichter
durch die Waldnacht glänzend .. . Jetzt an einer anderen Seite eine ebensolche
Lichterreihe, nun auch auf der gegenüberliegenden Seite; wieder an einer an—