Full text: Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte

§ 246. Übersichtliche Darstellung der neuesten Geschichte. 701 
Krieg von 1870 losbrach, zeigte Frankreich Italien an, daß es i87o. 
wieder zur Septemberkonvention zurückkehre, und die französischen 
Truppen zogen von Rom ab. Italien erklärte sich für neutral; 
als Frankreich aber zu unterliegen begann, brach es auch die 
Konvention und ließ seine Truppen in Rom einrücken. Rom jo. 
wurde nun zur Hauptstadt, der Quiriual zur königlichen Re-tember 
sidenz und die päpstlichen Museen als Nationaleigentnm erklärt. 187°- 
Ein sogenanntes Garantiegesetz sicherte zwar dem Papst den 
vatikanischen und laterauischeu Palast und das Schloß Castel- 
Gandolso, königliche Ehrenbezeugungen und eine jährliche Rente 
von 3 225 000 Lire. Allein der Papst zog es vor, von den 
Liebesgaben der Gläubigen (Peterspfennig) zu leben, als durch 
Annahme des Garantiegesetzes das Königreich Italien anzuerkennen. 
König Viktor Emmanuel starb am 9. Zannar 1878, und9. Ja- 
folgle ihm sein Sohn Hnmb ert I. Unterdessen arbeiten diesel- ma 
ben Kräfte, welche die Zertrümmerung der weltlichen Herrschaft 
des Papstes sich zur Aufgabe gemacht, auch an der Vertilgung 
der Kirche und der Religion überhaupt, aber auch an der Zer¬ 
trümmerung der Königsherrschaft und der Einführung einer all¬ 
gemeinen Republik, und ist die Aufhebung des Garautiegesetzes 
ihr nächstes Ziel. Verschiedene Vorgänge haben gezeigt, daß die 
italienische Regierung das Garantiegesetz weder aufrecht erhalten 
kann, noch dasselbe aufrecht zu erhalten ernstlich gewillt ist. Seit 
den Pöbelexzessen bei Veranlassung der Überführung des Leich¬ 
nams Pins' IX. in die für ihn bestimmte Gruft in der Nacht 
vom 12. auf den 13. Juli 1881 werden durch ganz Italien Vom 
Versammlungen gehalten, welche mit dein Hasse, den sie gegen die 12{3auf 
Kirche und das Papsttum kundgeben, auch ungeschält die Volks- 
sonveränetät proklamieren. Allem Anscheine nach steht Italien, 
wie Frankreich, vor einer Krisis. 
695) Griechenland verfolgte auch unter Georg I. die Auf¬ 
gabe, seine Stammesgenoffen in dem türkischen Gebiete, nament¬ 
lich ans den Inseln des Mittelländischen Meeres, aufzureizen. 
Die Kaudioten erhoben sich und wurden von Griechenland nndisos. 
Rußland mit Massen und Mundvorrat unterstützt, so daß die 
Türken größere Streitkräfte aufbieten mußten, um Meister zu 
bleiben. Der Vorschlag der Mächte, Kandia an Griechenland 
abzutreten, wurde von der Pforte abgelehnt. Da Griechenland 
fortfuhr, den Aufruhr, nicht zum Vorteil der Kaudioten, zu schüren, 
richtete die Türkei ein Ultimatum an dasselbe, in welchem sie 
drohte, alle griechischen Unterthanen aus dem Reiche auszuweisen. 
Um dies zu vermeiden, trat in Paris eine Konferenz der Gro߬ 
mächte zusammen, welche Griechenland aufforderte, nachzugeben.
	        
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