Full text: Vaterländische Geschichte

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Großen. Durch Grausamkeit gelangte der Markgraf Gero zum Ziele. 
Einst ließ er dreißig wendische Häuptlinge, die er in seine Burg ge¬ 
lockt hatte, ermorden. Der erregte Aufstaud wurde mit Gewalt unter¬ 
drückt. Da die Nachfolger Ottos meist in Italien beschäftigt waren, 
gelang es den Wenden, sich wieder frei zu machen. Noch über andert¬ 
halb Jahrhunderte herrschte seitdem das Heidentum im Havellande. 
2. I)ie Wenden. Schon äußerlich unterschieden sich die Wenden 
von ihren deutschen Nachbarn; denn sie waren nur von mittlerer 
Größe und hatten dunkle Augen und dunkles Haar. Unter ihren 
inneren Eigenschaften werden besonders ihre Gastfreundschaft und 
Tapferkeit gerühmt. Im Gegensatz zu den Deutschen wohnten sie in 
zusammenhängenden Ortschaften. „In den Fischerdörfern an der 
Spree und Havel hin, in den Sumpfgegenden, die kein anderes 
Material kannten als Elsen und Eichen, waren die Ansiedlungen 
wahrscheinlich Blockhäuser, wie man ihnen bis diesen Tag in den 
Spreewaldgegenden begegnet; auf dem Feldstein-übersäten Barnim- 
Plateau richteten sich, wie noch jetzt vielfach in den dortigen Dörfern 
geschieht, die Wohnungen höchst wahrscheinlich aus Feldstein auf; in 
fruchtbaren Gegenden aber, wo der Lehm zu Tage lag. wuchs 
das Lehm- und das Ziegelhaus auf, denn die Wenden verstanden 
sich sehr wohl auf die Nutzung des Lehms und sehr wahrscheinlich 
auch auf das Ziegelbrennen". Viele Namen unserer Ortschaften 
weisen auf ihren wendischen Ursprung hin. — Gern bauten sich die 
Wenden an schiffbaren Gewässern an; Handel und Fischerei waren 
ja neben der Jagd ihre Hauptbeschäftigungen. Außerdem trieben 
sie Ackerbau, Vieh- und Bienenzucht, auch verstanden sie die Kunst 
zu weben. 
„Sie spinnen, 
Haben Linnen, 
Sie regeln 
Den Fluß und das Wehr, 
Und mit Schiffen und Segeln 
Sind sie zu Hause auf offnem Meer." 
Die Wenden verehrten viele gute und böse Götter, denen sie, 
abweichend von unseren Vorfahren, Tempel bauten. Ein dem drei¬ 
köpfigen Triglaff geweihtes Heiligtum stand z. B. auf einem Berge 
bei Brandenburg. Triglaff war der Herr des Himmels, der Erde und 
der Unterwelt. Zum Zeichen, daß er die Sünde der Menschen über¬ 
sah und verzieh, war sein Angesicht verhüllt. Die Wenden ver¬ 
fertigten ihre Götzenbilder aus Erz und Gold oder schnitzten sie in
	        
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