Full text: Vaterländische Geschichte

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Lehrern in besonderen Anstalten. — Die völlige Erneuerung der 
Staatsverwaltung und des Heerwesens, die sich nach Friedrichs 
Tode, der selbst die Seele des Ganzen gewesen war, als'not- 
wendig erwies, wurde nicht in Angriff genommen. Auf diesen Fehler 
führt sich Preußens Unglück in der nun hereinbrechenden bewegten 
Zeit, die mit der französischen Revolution anhebt, zum großen Teil 
zurück. (Siehe Seite 199.) 
4. Die Kunst hatte an Friedrich Wilhelm II. einen warmen 
Förderer. In Berlin entstand das neue Schauspielhaus und das 
mit dem Siegeswagen geschmückte Brandenburger Thor. — Handel 
und Verkehr wurden durch Anlegung des Ruppiuer-Kanals und der 
ersten preußischen Steinstraße (Chaussee) zwischen Berlin und Potsdam 
gefördert. — Das unter Friedrich II. begonnene „Allgemeine 
preußische Landrecht" wurde 1794 veröffentlicht und in Kraft 
gesetzt. — In Hinsicht auf die kirchlichen Verhältnisse und die 
si ttlichen Zustäude trat unter dem neuen Regiment ein merklicher Rückgang 
ein. Auf Veranlassung des Ministers Wöllner wurde der Nachdruck 
auf ^ das äußerliche kirchliche Wesen gelegt, worunter das wahre 
Christentum und das lebendige kirchliche Leben in den Gemeinden 
entschieden leiden mußte. Die sittlichen Zustände ließen viel zu 
wünschen übrig. Zwar war in jener „Zeit der Aufklärung" auch 
unser Vaterland in Gesahr, den rechten Glauben einzubüßen. Doch 
weniger durch strenge Vorschriften und Verordnungen, als vielmehr 
durch vorbildliches Leben seitens der Regierenden ließ sich hier Wandel 
schaffen. Das eine ohne das andere mußte notwendig die Gemüter 
erregen und verbittern. 
5. Zweite und dritte Teilung Polens. In den Jahren 1793 und 
1795 fanden zwei weitere Teilungen Polens durch die benachbarten 
Renche statt. In der zweiten Teilung erhielt Preußen außer Danzig 
und ^horn bte Gebiete, welche die heutige Provinz Posen bilden 
m der dritten fiel ihm ein ausgedehntes Gebiet mit der Hauptstadt 
Warschau zu, das spater zu Rußland geschlagen wurde. 
6. Zur Entwickelungsgeschichte der Reichshauptstadt. In Berlin 
war schon unter Friedrich Wilhelm I. mit der Niederlegung der 
mittelalterlichen Befestigungen begouueu worden; unter Friedrich II. 
warb bte Entfestigung der Stadt beendet und so ihre Erweiterung 
erleichtert Mit dem Bau des Opernhauses (1741) begann die 
Nrngestaltimg des heute glänzendsten Teiles der Residenz. Der 
Schloßplatz wurde freigelegt und außer der Hedwigskirche der frühere 
Dom (am Lustgarten) gebaut. Der Tiergarten, bisher ein Jagd-
	        
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