Full text: Vaterländische Geschichte

fand Friedrichs des Großen glänzendes Vorbild in der zweiten 
Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht nur in Deutschland, sondern auch 
in ganz Europa Nachahmung. 
2. Die Verwaltung. Mit der Übernahme der unabhängigen 
Regentschaft häufteu sich die Regierungsgeschäfte derart, daß sich 
eine Änderung der Verwaltung als notwendig erwies. Früher hatte 
der Landesfürst mit der kirchlichen Verwaltung nichts zu thun. Die 
Städte ordneten ihre Angelegenheiten selbst. Das Heer, dessen 
Führung der Fürst übernahm, wurde von den Vasallen und Ständen 
aufgebracht. — Die bevorrechteten Stände hatten ihre Macht auf 
Kosten der Masse mißbraucht. Mit der Gewalt fiel deu Fürsten 
die Pflicht zu, für das Beste des Gauzeu zu sorgen, und gute 
Landessürsten übten diese Pflicht aus. Als oberster Bischof mußte 
der Fürst die Lehre mib das Leben der Geistlichen, den Zustand der 
gegründeten Schulen, die Verwaltung kirchlicher Stiftungen beauf¬ 
sichtigen. Das Kriegswesen war völlig verändert; die stehenden 
Heere mußten von den Fürsten, wenn sie darüber frei verfügen 
wollten, unterhalten werden. Auch die Rechtspflege hatte eine 
andere, die Fürstenmacht stärkende Gestalt angenommen. So waren 
die Fürsten genötigt, eine Menge neuer Geschäfte und Ämter zu 
übernehmen und zu verteilen. Dazu mußte in das Steuerwesen 
Plan und Regel gebracht werden, um die Abgaben ergiebiger zu 
gestalten; denn wie die Staatsämter, so wuchsen auch die Ausgaben. — 
Der Fürst hatte ferner Interesse daran, die Steuerkraft seiner Unter¬ 
thanen zu erhöhen, er kümmerte sich um die wirtschaftlichen Zustände 
seines Landes. Durch eigene Maßregeln und Verordnungen suchte 
er den Ackerbau, das Gewerbe, den Handel zu stützeu und aus¬ 
zubreiten. Nur unter dem Beirat fach- und sachkundiger Männer 
konnten die umfangreichen Arbeiten erledigt werden. Überall wurden 
daher Behörden eingerichtet. 
3. Das Heerwesen. Zur Unterhaltung und Befestigung ihrer 
Macht mußten die Fürsten stets kriegsbereit sein; das führte zur 
Einrichtung stehender Heere. Kleider und Waffen wurden von 
den Fürsten geliefert. Alle Soldaten, die demselben Truppenteil 
zugehörten, waren daher gleichmäßig gekleidet und bewaffnet. Nur 
wenige wandten sich dem Heere freiwillig zu; ein Zwang zum Militär¬ 
dienst bestand nur in Preußen durch das Kantonsystem. Sonst 
wurden die jungen Leute von umherziehenden Offizieren angeworben. 
Um kriegstüchtige Männer in ausreichender Zahl zu erhalten, wandte 
man nicht selten List und Gewalt an. „Wachse nicht, dich sangen
	        
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