Full text: Vaterländische Geschichte

‘232 
Reichsregierung eingeräumt werden. „Sicher in seiner eigenen Kraft" 
sollte Deutschland „geachtet im Rate der Völker" stehen. Die Sehn¬ 
sucht uach einer besseren Gestaltung der deutschen staatlichen Ver¬ 
hältnisse war weitverbreitet. In einer Versammlung zuFrankfurt a.M. 
wählten Gleichgesinnte einen Ausschuß, der sich mit dem Bundestage 
in Einvernehmen setzte. Gemeinsam wurden die Volkswahlen zu 
einer Nationalversammlung betrieben. Mitte Mai begannen zu 
Frankfurt die Beratungen der deutschen Volksvertreter. Nach der 
Wahl eines Reichsverwesers (Erzherzog Johann von Österreich) trat 
mau ein in die Beratung der Grundrechte, die sich sehr lange 
hinzog. Vor allem verursachte Österreichs Stellung zu dem 
neuen Bundesstaate Schwierigkeiten. Es wollte sogar mit seinem 
ganzen Staatengebiete dem Buude beitreten. Die Mehrheit der 
Nationalversammlung stimmte aber für den Ausschluß Österreichs 
und wählte den König von Preußen zum deutschen Kaiser. In 
feierlicher Ansprache boten die Abgesandten der Versammlung, 
unter denen sich auch der achtzigjährige Arndt befand, Friedrich 
Wilhelm IV. die Kaiserkrone an, erhielten jedoch einen ablehnenden 
Bescheid (April 1849). Nur mit Einwilligung der deutschen Fürsten 
wollte er sich au die Spitze des deutschen Volkes stellen. Nach seiner 
Überzeugung hatten sich die Abgeordneten durch ihr getrenntes Vor¬ 
gehen von dem Boden des Rechts entfernt. 
Der König legte nun selbst Hand an, um das Einigungswerk 
zu vollenden. Im Einverständnis mit einzelnen deutschen Fürsten 
ließ er auf Grund der Frankfurter Reichsverfassung eine neue ent¬ 
werfen. Einig und frei sollte auch nach seinem Wunsche das Volk 
werden. Sein Bestreben wurde aber vou dem eifersüchtigen Öster¬ 
reich unter Beihilfe Rußlands völlig vereitelt. Schon drohte der 
Krieg zwischen Österreich und Bayern einerseits, Preußen anderseits 
auszubrechen, als letzteres sich allen Forderungen Österreichs unter¬ 
warf (Olmütz 1850). „So war ein drohender Bürgerkrieg vermieden, 
aber auch Preußens Einfluß vorläufig dem Österreichs geopfert." 
(Erst 1866 wurde die jetzt gescheute Entscheidung des Verfassnngs- 
kampfes herbeigeführt und damit die Einigung Deutschlands ermöglicht.) 
ä) Schlesrvig-Kolstein. — Gebietserweiterungen. 
1. In dieselbe Zeit (1849) fallen die ersten Kämpfe für die 
Befreiuug Schleswig-Holsteins von dänischem Druck. Der König 
von Dänemark wollte das nicht zum deutschen Reiche gehörige 
Schleswig zu einer dänischen Provinz machen. Die beiden Herzog¬ 
tümer bewaffneten sich selbst, setzten eine eigene Regierung ein und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.