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4. Aus der Sagenwelt und der
Vorzeit unsrer Heimat.
165. Aus des Ordens goldner Zeit.
Einst waren beim Hochmeister Konrad von Jungingen in der
Marienburg viele fremde Fürsten und Herren zu Gaste. Während
der Unterhaltung kam das Gespräch auch auf den Reichtum des
Landes, und der Hochmeister erzählte, datz er Bauern habe, die
reicher seien als anderswo die Grafen. Einen solchen Bauer hätten
die Gäste gern kennen gelernt. Da lies; der Hochmeister die Rosse
satteln und ritt mit zwölf edlen Herren in das auf der Nehrung liegende
Dorf Nickelswalde, wo er sie zum Bauern Niklas führte.
Dieser empfing die hohen Gäste ehrerbietig an der Schwelle
söines Hauses. Alles, was die Herren sahen, erfüllte sie mit Be¬
wunderung. In den gut gebauten Ställen standen schöne Pferde
und glatte Rinder, und die Scheunen waren gefüllt.
Wie erstaunten sie aber erst, als sie die Tafel sahen, die Niklas
schnell hatte decken lassen. Die schönsten Gerichte waren in silbernen
Schüsseln aufgetragen, und auch alles andre Tischgerät, wie Teller,
Trinkbecher und Löffel, bestand aus glänzendem Silber.
Nur eines fiel seltsam auf. Es standen keine Stühle an der Tafel,
sondern dreizehn kleine Tonnen, worauf die Gäste sich setzen mutzten.
Da rief der Hochmeister den Hausherrn, der bescheiden an der
Tür stand, zu sich heran, lobte alles und drückte ihm seine Freude
über den grotzen Wohlstand aus. „Doch, lieber Niklas," sagte er,
„was habt Ihr uns für sonderbare Sitze gegeben?" Da erwiderte
der Bauer: „Hoher Meister, die Sitze sind nicht gar so schlecht und
ohne Wert; wenn die Herren nur die Gnade haben wollten, die Deckel
aufzuheben, so würden sie es erkennen."
Das geschah sogleich, und nun sah man, datz die Tonnen mit
Goldstücken gefüllt waren, eine nur halb, die andern aber bis oben
voll. Über solchen Reichtum wurden die Gäste ganz bestürzt und
vermochten kein Wort zu sagen.