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töurbe die Stadt bis zur Ankunft der Entsatzheere verteidigt. Alle
deutschen Stämme halfen in dem Entscheidungskampfe treulich mit;
auch Otto selbst nahm daran teil. Todesmutig stürzte sich der
tapfere Herzog Konrad in den Streit uud büßte seiueu Verrat durch
den Heldentod fürs Vaterland. Viele Tausende bedeckten das Schlacht¬
feld, als am Abende sich die Ungarn zur Flucht wandten. Überall
jubelte man über den glänzenden Sieg und pries Otto als den
Retter des Vaterlandes. Zum Schutze des Landes wurde die Ost¬
mark, aus der sich Österreich entwickelte, erneuert. — Die Ungarn,
deren Sitten mit der Annahme des Christentums gemildert wurden,
kamen seit dieser Niederlage nicht wieder.
f 5. Kaiserkrönung und Tod. Unruhen, die in Italien aus-
gebrochen waren, riefen Otto in dies Land. Auf dem Römerzuge, den
er 962 unternahm, erwarb er sich die Kaiserkrone. In der Peters¬
kirche krönte ihu der Papst, den er gegen Berengar geschützt hatte, aus
Dankbarkeit zum römischen Kaiser deutscher Nation, wodurch Otto
der erste Fürst der Christenheit wurde. Auch der Papst erkannte
die Oberhoheit des Kaisers willig an; Volk und Geistlichkeit machten
die Gültigkeit der Papstwahl von der kaiserlichen Bestätigung abhängig.
Da des Kaisers Sohn Ludolf in Italien gestorben war, ließ er
seinen zweiten Sohn Otto zu seinem Nachfolger wählen. Die Aus¬
sichten seines Hauses gestalteten sich noch glänzender, als er durch
die Verheiratung des jungen Otto mit der griechischen Prinzessin
Theophania Erbansprüche auf Unteritalien erhielt.
Erst unter Otto I. wurde der Name „Deutsche" für Ostfranken
allgemein gebräuchlich. Von der hohen Achtung, die Otto genoß,
zeugt sein Beiname. Der große Kaiser starb 973 und fand im
Dome zu Magdeburg seine Ruhestätte.
6. Zustände im Reiche. Das Ansehen, das Deutschland über¬
all genoß, trug viel zur Hebung des Handels bei. Den christlichen
Predigern folgten deutsche Handelsleute über die Elbe, um neue
Absatzgebiete zu gewinnen. Der Norden und Südeu, der Osten und
Westen traten miteinander in Verbindung. Der Verkebr mit Italien
steigerte die Bedürfnisse, eröffnete neue Handelsstraßen uud belebte
die Märkte. Die von Heinrich I. begünstigten Städte entwickelten
sich weiter, einzelne gelangten schon jetzt zu Macht und Ansehen.
Eine kaiserliche Residenz gab es nicht; die Kaiser hielten an ver¬
schiedenen Orten ihres Reiches Hof, wohin gerade ihre Regierungs¬
geschäfte sie führten.
Auch das durch Heinrich geförderte Heerwesen hatte sich ein-