Römische Geschichte.
Siebenundzwanzigstes Kapitel,
t'bersicht der geographischen Verhältnisse Italiens.
a. Der Schauplatz der römischen Geschichte Jahrhunderte
hindurch und das Kernland derselben fast zu aller Zeit ist
Italien gewesen, die mittlere der drei Halbinseln, welche sich
ins mittelländische Meer hinein erstrecken. Wir verstehen unter
Italien das ganze Land vom Süd-Abhang der Alpen bis zur
Meerenge von Messina, und seit der Kaiserzeit hat der Name
auch bei den Römern diese erweiterte Bedeutung; aber in der
Zeit der römischen Republik begriff man darunter nur die eigent¬
liche Halbinsel, welche durch den ligurischen (genuesischen)
Meerbusen von dem Körper des Festlandes losgelöst wird; als
ihre Grenze gelten die Flüsse Macra im Westen und Rübiko im
Osten. Italiens Ostseite ist von der Natur ebensowenig be¬
günstigt wie Griechenlands Westseite; entweder ist sie durch
Sümpfe und Lagunen (Strandseeen) unzugänglich — so im Nord¬
osten — oder fallen die Gebirge oder ihre A^orberge ziemlich
direkt ins Meer ab — so in der Mitte —; nur die Ebene von
Apulien und Kalabrien ist gegen Osten aufgeschlossen; an
gröfseren Flüssen sind nur der Aternus und Aufidus zu nennen.
Die Westküste dagegen ist hafenreicher, hat gröfsere Inseln vor
sich und sendet eine Anzahl gröfserer Gewässer zum tyrrhenischen
Meer, deren Thäler natürliche Zugänge zum Innern des Landes
bilden, den Arnus, Tiberis, Liris, Voltürnus, Silarus; auch
treten im Westen die Gebirge weiter vom Meere zurück und