Full text: Das Altertum (Teil 1)

39. Kapitel. Innere Verhältnisse Roms v. ?66—193. Kultur u. Litteratur. 165 
trotz allem durch ehrliche Arbeit auf seiner Scholle zu behaupten 
strebte, vermochte dies nicht; denn die Latifundienbesitzer arbei¬ 
teten meist nicht mit freigeborenen Taglöhnern, sondern mit 
Sklaven, welche auf den grofsen Menschenmärkten zu Delos 
und sonst billig zu kaufen waren und deshalb und wegen 
schlechter Kost und Kleidung weniger teuer zu stehen kamen 
als freie Arbeiter; deshalb konnten die kleinen Bauern natürlich 
ihr mäfsiges Quantum an Getreide nicht so billig verkaufen als die 
Grofsgrundbesitzer das ihre, namentlich die, welche die fruchtbaren 
sicilischen Acker vom Staate gepachtet hatten und massenhaft 
Getreide produzierten. Von den Gefahren der Sklavenwirtschaft 
gaben freilich die fürchterlichen Sklavenaufstände Zeugnis, 
die namentlich auf Sicilien 138—132 unter Führung des Eunus 
und 103 — 100 unter der des Athenion ausbrachen; beidemal 
schien Sicilien in die Hände des „fünften Standes“ zu fallen, 
und nur durch Ströme von Blut wurde diese Gefahr abgewandt. 
Wohl gab es Männer, welche die Sache der kleinen Bauern und 
der „Volkspartei“ im Gegensatz zur Oligarchie der „Optimäten“ ver¬ 
fochten; vor allem that dies das Vorbild eines alten Römers, Marcus 
Pörcius Cäto aus dem Municipium Tüsculum, (234—149), der 
184 als Censor sieben schandbare Mitglieder der verhafsten No- 
bilität aus dem Senat stiels (daher Censörius genannt); aber auch 
solche knorrige, wetterfeste Naturen vermochten der Zeitströmung 
nicht zu trotzen, welche auf Ausbildung einer allmächtigen und 
allbesitzendeii Oligarchie und damit freilich auch auf fürchterliche 
soziale Krisen hindrängte. 
b. ln Hinsicht auf Kultur und Litteratur ist diese Periode, 
in welcher Rom den Osten sich unterwarf, die Zeit einer fort¬ 
schreitenden Befreundung der gebildeten römischen Klassen mit 
dem Hellenismus, und auch dagegen hat Cato als Vertreter 
des altrömischen "W esens mit Aufgebot aller Kraft bis an sein 
Lnde gefochten, wogegen Männer wie beide Scipionen und Ämi- 
lius Paullus sich als Philhellenen zeigten. Auf die Massen freilich 
war das hellenische Wesen von keinem günstigen Einflufs; es 
äufserte sich in Gestalt einer Zersetzung der alten römischen 
Religion durch griechische und orientalische Kulte, die häufig 
mit grobem Aberglauben und sittlichem Unfug verbunden waren 
(so die Bacchanalien, die 186 entdeckt und bestraft wurden); 
und auch der Euhemerismus und die blasierten Anschauungen 
der epikureischen Genufsmenschen (S. 102) wirkten in den nie-
	        
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