Full text: Das Altertum (Teil 1)

17. Kapitel. Athen unter Perikies. 
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aufserdem liefs Kimon den im Norden des Burgberges gelegenen 
„inneren Töpfermarkt“ durch Platanenanlagen und Hallen (so 
die bunte Halle) verschönern. Perikies aber bediente sich vor 
allem des grofsen Baumeisters und Bildhauers P heidi as, um 
den Burgberg selbst, den die Perser total verwüstet hatten, mit 
prächtigen Bauten zu überdecken. Der schönste Bau ist der 
Parthenon, der Tempel der „Jungfrau Athene“, den unter 
Pheidias Leitung die Baumeister Iktinos und Kallikrates 438 in 
dorischem Stil vollendeten; er war an seinem Fries (in dessen 
quadratischen Feldern oder „Metopen“) und am Giebelfeld mit herr¬ 
lichen Schöpfungen der Skulptur geziert, die aber alle von der in der 
Cella befindlichen Kolossalstatue der Athene selbst (aus Gold und 
Elfenbein) übertroffen wurden; sie war neben der Zeusstatue für 
Olympia, die wir noch aus Münzen der Eleer kennen, das gröfste 
Werk des Pheidias. Eine breite Strafse führte von der Stadt zum 
Tempel hinan, auf welcher alle vier Jahre der imposante Festzug bei 
der Feier der Pana thenäen, des „Gesamtathenerfestes“, dahin¬ 
schritt; da wo die Strafse von Westen her die Höhe des Burg¬ 
felsens erreicht, erhob sich der 432 von Mnesikles abgeschlossene 
Prachtbau der Propyläen, ein dreischiffiges Thorgebäude von 
wundervollem Reiz. Am Ende liefs Perikies das älteste Heilig¬ 
tum der Athener, das Erechtheion, wiederherstellen, das den 
Nordrand des Berges krönte. Zwischen den Propyläen, dem 
Tempel der Nike Apteros und dem Parthenon stand die eherne 
Kolossalstatue der Athene Prömachos („Vorkämpferin“), die 
eines der frühesten Werke des Pheidias war. Durch alle diese 
Bauten, Bildsäulen, Reliefs u. s. w. wurde Athen eine kunst¬ 
geweihte Stadt, derengleichen die Geschichte nicht wieder gesehen 
hat, und das perikleische Zeitalter sprüehwörtlich als das Blüte¬ 
zeitalter der Kunst. Doch darf nicht vergessen werden, dafs auch 
anderswo in Hellas die Kunst sich unter dem Einflüsse des 
nationalen Aufschwungs seit der Abwehr des Xerxes herrlich ent¬ 
wickelte: namentlich schuf Polykleitos aus Sikyon, der in 
Argos wirkte, die neue peloponnesische Kunstrichtung, welche vor 
allem in Hervorbringung idealschöner Knaben- und Jünglings¬ 
gestalten ihre Aufgabe suchte und dadurch die Sieger zu Olympia 
verherrlichte, wo sich alle Hellenen, aber besonders doch die 
Peloponnesier das Stelldichein gaben. Polykleitos’ berühmteste 
Werke sind die Hera von Argos und eine Amazone. 
Egelhaaf, Grundzüge der Geschichte. I. 5
	        
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