Full text: Die Neuzeit (Teil 3)

Ill 11. Kap. Deutschland und Schweden von 1648—1660. 91 
wait der deutschen Sprache aufwarf, hat die Nachahmung 
der Holländer und Franzosen seinen Landsleuten als den 
sichersten Weg zur Erlangung des dichterischen Lorbeers Pa^|*ard 
empfohlen 5 nur das evangelische Kirchenlied bewahrte den 
von Luther ihm eingepflanzten guten und frischen Geist 
(Paul Gerhard). 
b. Politischer Zerfall. Seitdem die Fürsten thatsäch- 
lich selbständige Herrscher waren, erschienen sie nicht mehr 
persönlich auf den Reichstagen — was früher als Pflicht-Veränderung 
sache gegen den Kaiser und als Regel gegolten hatte — sondern tage, 
liefsen sich stets (gleich den Reichsstädten) durch Gesandte ver¬ 
treten. Die Verhandlungen auf diesen Reichstagen nahmen 
einen noch langsameren Verlauf als früher, wurden oft 
durch die kleinlichsten Rangstreitigkeiten gestört und hatten 
ein Ergebnis nur dann, wenn der Kaiser und alle drei 
Kollegien (Kurfürsten, Fürsten und Städte) einhellig waren 
(vgl. S. 17). Eigene Einnahmen hatte das Reich fast nicht-, 
die Kriegsmacht wurde 1681 auf 12000 Reiter und 28 000 Fufs- 
gänger im „Simplum“ festgestellt, welche auf die zehn 
Kreise verteilt wurden (S. 15) und deren Oberanführer 
allemal vom Kaiser und Reichstag zusammen ernannt werden 
sollte. Das Reich ward aus einer lebensvollen Einheit ein 
lockerer Bundesstaat, nach des damaligen grofsen Rechts¬ 
lehrers Samuel Pufendorf Ausdruck „weder eine Monarchie 
noch auch eine Aristokratie, ein unregelmäfsiges Gebilde, Das Reich 
ein Monstrum einzig in seiner Art“. monstrum. 
Elftes Kapitel. 
Deutschland und Schweden von 1648—1660. 
a. Deutschland nach 1648. Das Kaisertum hatte im Nächste 
Jahre nach 
westfälischen Frieden eine schwere Niederlage erlitten, so- dem Kries- 
wohl durch Einbufse an Gebiet als durch die förmlich 
vorgenommene oder thatsächliche Abänderung der Reichs- 
verfassung. Trotzdem fand Ferdinand Ul., ein wackerer 
Mann von deutscher Gesinnung, welcher der Ausländerei
	        
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