bem reichen Palaste des Mmelaos nahmen 
die Flüchtlinge mit sich. 
Wohl waren der alte König Priamos und die Stadt Troja 
besorgt wegen des Frevels, dessen sich Paris hatte zu schulden 
kommen laistn. Aber die Schönheit und Anmut Helenas umstrickte 
J i J° keiner an den Königssohn das Verlangen stellte, 
durch Rückgabe des Raubes Sühnung zu suchen. 
3. Mit Entsetzen vernahm der' heimkehrende Menelaos, wie 
schmachvoll der trojanische Fremdling die Ehre seines Hauses verletzt 
hatte. Er eute sogleich nach Mykenä zu seinem Bruder Agamemnon, 
der unter allen griechischen Königen der mächtigste war. Agamemnon 
teilte die Entrüstung seines Bruders und versprach ihm seinen Bei- 
stand. Die beiden zogen nun durch ganz Griechenland und forderten 
alle Fürsten zu einer gemeinschaftlichen Heerfahrt gegen Troja auf. 
Und allerorten erhoben sich die Helden und waren zur Teilnahme 
an dem Kriege bereit. Bald war an dem Sammelplatze, dem Hafen 
Aulls, eine Flotte von zwölfhundert Schiffen beisammen, die mehr 
als hunderttausend streitbare Krieger trug. 
Die Rüstung war vollendet, und'die Schiffe sollten in See 
gehen. Aber durch eine anhaltende Windstille ward das Auslaufen 
von Tage zu Tage verhindert. Schon fing das Volk an unwillig 
zu werden. Da wandten sich die Fürsten endlich um Rat an den 
Seher Kalchas. Der that den Ausspruch: „Der Zorn der Göttin 
Artemis hält uns hier zurück, weil Agamemnon eine ihr geweihte 
Hmdin getötet hat. Zur Sühne begehret die Göttin, daß Agfr 
memnon seine Tochter Iphigmia ihr opfere." 
Mit Grausen vernahm der König dieses Wort. Lieber wollte 
er auf die ganze Heerfahrt verzichten, als die geliebte Tochter dem 
Opfertode preisgeben. Aber die anderen Fürsten redeten ihm mit 
so vielen eindringlichen Worten zu, sich um des Vaterlandes willen 
dem Spruche zu fügen, daß er endlich darein willigte, seine Tochter 
aus Mykenä holen zu lassen. 
In Aulis erst erfuhr Iphigenia, welch ein trauriges Geschick 
ihrer harrte. Denn die Boten hatten ihre gesagt, sie sollte zur 
Hochzeit in das Lager kommen, da der herrliche Held Achilleus, der 
Sohn des Peleus und der Thetis, sich mit ihr vermählen wollte. 
Als aber Achilleus hörte, wie man die Arglose getäuscht hatte, 
ward er sehr zornig und rief seine Krieger zusammen und ver¬ 
kündigte laut, daß er Iphigenien schützen wollte. Ein blutiger Zwist 
drohte auszubrechen: denn alle die übrigen Fürsten standen qeaen 
den hochherzigen Helden. 
Da erbot Iphigenia freiwillig sich zum Opfer, denn herrlicher 
als zu leben erschien es ihr, des Vaters Schuld zu sühnen und 
ihrem Volke die Bahn zu hohem Ruhme frei zu machen. Aber die 
Göttin Artemis war durch diese Gedanken der Jungfrau schon ver¬ 
söhnt. Als diese darnach an dem Altar sich niederbeugte und der 
Priester das Messer auf sie zückte, fuhr eine donnernde Wolke her¬ 
nieder: und Iphigenia war verschwunden. Statt ihrer lag eine 
blutende Hindin am Boden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.