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(November), in welcher selbst jetzt, da diese Länder angebaut sind,
ein Reisender den Weg scheut: alle diese Hindernisse besiegte der
kühne und ausharrende Mut Hannibals.
Leicht und schnell überstieg er die Pyrenäen; in zehn Tagen
durchzog er ganz Gallien: als er aber die Alpen hinanstieg, schienen
Kälte und Hunger seiner Kühnheit ein Ziel zu setzen. — Er gab
Befehl, die steilen mit Eis bedeckten Anhöhen hinanzuklettern: viele
stürzten zurück. Nicht selten griffen oben auf den glättesten Wegen
und an den steilsten Abhängen verborgene Feinde an oder wälzten
von den Höhen Baumstämme uud Felsblöcke gegen sie hinab: und
ganze Reihen der Karthager mit Pferden uud Gepäck stürzten die
Abgründe hinunter. — Endlich nach neuntägigem Klettern, wobei
mehrere Tausend Menschen und der größte Teil der Lasttiere um¬
gekommen waren, erreichte Hannibal den Gipfel der Alpen und ließ
hier über den Wolken, auf den ewigen Schnee- und Eisfeldern fein
Heer zwei Tage ruhen.
Doch das Hinabsteigen hatte fast noch größere Schwierigkeiten
als das Hinaufklettern. Viele stürzten die steilen Abhänge hinunter.
Oft rissen sich Schneebälle am Gipfel los, wuchsen im Fortrollen
zu Lawinen an und begruben ganze Scharen unter sich. Eine Kluft,
die die Karthager nicht hinunter- und auch nicht umgehen konnten,
mußte ausgehauen werden.
Als das Heer in den schönen Gefilden Italiens anlangte, war
nur noch die kleinere Hälfte vorhanden: 59 000 Mann hatte Hannibal
die Pyrenäen hinaufgeführt, und jetzt am Fuße der Alpen in Italien
zählte er nur noch 26 000.
3. Ein römisches Heer eilt ihm entgegen und wird am Fluß
Ticinus geschlagen. Hannibal geht über den Po. Ein zweites trifft
auf ihn. Er weiß eine günstige Stellung zu gewinnen, so daß ein
kalter Wind Regen und Schnee den Römern ins Gesicht treibt, und
fast das ganze römische Heer wird aufgerieben. Ganz Oberitalien
geht zu dem Sieger Über; und mehr noch als durch Waffengewalt
gewann es Hannibal durch schonende Milde.
Mit dem Frühling des nächsten Jahres drang er in das mitt¬
lere Italien ein. Der Fluß Arno hatte die Gegend überschwemmt:
das hielt den Hannibal nicht aus. Drei Tage und drei Nächte
mußten die Soldaten ohne Schlaf bis an die Kniee im Wasser
waten, die Lasttiere blieben im Schlamme stecken, und Hannibal
selbst verlor durch Erhitzung und plötzliche Erkältung ein Auge. —
Kaum aber ist er auf dem Trocknen, so weiß er den neuen römischen
Feldherrn durch verstellte Flucht in einen Hinterhalt zu locken.
6000 Römer werden gefangen, 15 000 ermordet, und der Feldherr
tötet sich selbst.
Hannibal zog weiter, hinter Rom weg, plünderte alles ans
und stand schon im südlichen Italien. Da wählten die Römer einen
alten, äußerst bedächtigen Mann, den Fabius, zum Feldherrn. Dieser
ließ sich durch Hannibals Kriegslisten nicht täuschen, besetzte alle
Berge mit der äußersten Sorgfalt und suchte dem Hannibal die Zufuhr
abzuschneiden. Die römischen Soldaten indes waren unzufrieden
West ermann, Unterstufe des Geschichtsunterrichts. \ |