30. LebrnSgeschichte der Leinwand.
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selben Weise wie Steinkohlen und Erze in Gruben und Schachten
gewonnen und zutage gefördert. Ein solches Salzlager befindet sich
beiJnowrazlaw in der Provinz Posen- Salzreiche Sole wird sogleich
gesotten, d. h. in eisernen Pfannen zum Kochen gebracht. Dabei
eilt das Waffer als Dampf davon. Das Salz aber verdichtet sich zu
kleinen, weißen Kristallen und sinkt auf den Boden der Pfanne nieder.
Eine unerschöpfliche Salzquelle ist das Weltmeer. Das Seesalz
gewinnt man dadurch, daß man das Meerwaffer in flachen Becken
sammelt und vertrocknen läßt. Auf dem Boden bleibt das Salz
iurück. Aach Mbrn.
30. Lebensgeschichte der Leinwand.
1. In der reinlichen Lade liegt die schön geglättete, schneeweiße
Einwand. Die Hausfrau nimmt ein Stück heraus, legt es auf den
Tisch und schneidet dem Kinde ein Hemdchen zu. Nun regt sie die
steihtgen Hände und ruhet nicht, bis das Hemd fertig ist. Wo ist aber
die schöne Leinwand hergekommen? Hast du schon daran gedacht, wenn
du im Sommer an einem blühenden Flachsselde vorübergegangen bist?
2. Der Flachs oder Lein blüht schön blau. Herrlich ist daher
der Anblick eines Leinfeldes. Die Blütenblätter fallen aber bald ab,
und der Same in der Kapsel reift. Da kommt eine Schar Männer,
Frauen und Kinder herzu. Diese ziehen die Pflänzchen samt der
Wurzel aus. Dann drischt man den Samen, bindet die Stengel in
Bündel und legt sie ins Waffer. Viele Tage lang müssen sie da mit
Steinen bedeckt liegen. Das Mark der Stengel wird weich und fängt
an zu verfaulen. Da kommen die Männer und Frauen wieder und
holen die Bündel aus dem Waffer heraus. Man löst diese auf und
streut die Stengel übers Feld. Wie sehen sie aber jetzt so schmutzig
aus! Und welch einen üblen Geruch verbreiten sie! Sie bleiben da
stegen, bis sie vollständig ausgetrocknet sind. Dann werden sie ins
Haus gebracht.
3. Hier stehen Frauen und Mägde mit Flachsbrechen. Auf
diesen werden die Flachsstengel zerquetscht. Dadurch lösen sich die
holzigen Teile von den feinen Fäden, welche man Flachs nennt. Da-
wit diese aber ganz gereinigt werden, zieht man sie noch durch spitze
Hecheln hindurch. Dabei sondern sich die gröberen Fasern als Werg
ab. Nun kann der Flachs gesponnen werden. Er kommt deshalb auf
den Rocken des Spinnrades. Ihr habt gewiß schon einmal gesehen,
wie der Flachs gesponnen wird, und wie sich dabei das Garn um die
Spule wickelt. Es wandert dann von der Svule auf die Winde,
llnd von dieser wird es in Gebinden abgenommen. Ehe aber das
Garn auf dem Webstuhle zu Leinwand verarbeitet wird, muß es aus¬
gekocht werden. — Bringt der Weber die Ballen Leinwand, so kann die
Mutter noch nicht die Schere ansetzen, um Hemden, Betttücher u. s. w.
daraus zu schneiden. Sie sieht sehr grau aus und fühlt sich rauh an.