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Der besterhaltene antike Monumentalbau Roms, seiner Raumwirkung nach vielleicht
der vollkommenste der Welt, ist das Pantheon. Ans Grund der Inschrift lange für das
Pantheon gehalten, welches M. Agrippa, der Schwiegersohn des Augustus, 27 v. Chr. den
Göttern des julischen Hauses (Mars, Venus, Cäsar u. a.) errichtete, ist der Rundbau jetzt
durch die Ziegelstempel als ein Ersatzbau Hadrians aus den Jahren 115—126 erwiesen,
nachdem das alte, holzgedeckte Pantheon im Jahre 110 durch Blitz zerstört war. _ Ob die
Vorhalle ein Überrest des früheren BaueS, ob sie gleichzeitig oder späteren Ursprungs ist, bleibt
ungewiß; Bedenken erregt, daß sie in ihren Maßen keine Rücksicht auf den Kuppelbau nimmt
und nur äußerlich zu ihm in Beziehung gesetzt ist. Die äußere Schmucklosigkeit der Rotunde
erklärt sich daraus, daß sie mit den Thermen des Agrippa verbunden und durch umliegende
Gebäude dem Auge entzogen war. So kam es nur auf die Wirkung des Jnnenraumes an.
Eine Halbkugel von 43 m Durchmesser deckt einen Zylinder von
gleichem Durchmesser, dessen Höhe gleich dem gemeinsamen
Radius ist. So stehen Durchmesser und Höhe des Kuppelraumes
in dem einfachen Verhältnis von 1:1- Denkt man sich die
Halbkugel zur vollen Kugel ergänzt, so würde sie den Boden
streifen: das Pantheon ist „eine zur statischen Möglichkeit aus-
gebaute Kugel". Von den Raumverhältnissen mag es einen
Begriff geben, daß der Querschnitt des fünfschifsigen Cölner
Domes sich bequem im Pantheon unterbringen läßt!
Der Grundriß 83 in Verbindung mit dem Querschnitt 84
zeigt die sinnreiche Art, wie die 6 m starke Mauer der Trommel
mit möglichster Raum- und Materialersparnis zur Aufnahme
des ungeheueren Seitenschubs der gewaltigen Steinkuppel her¬
gerichtet ist. Das Strebepfeilerartige der zwischen den 8 Nischen
stehengebliebenen Mauerpfeiler kommt im Querschnitt gut
zur Geltung, namentlich rechts, wo eine der ausgesparten Ent-
83 lastungskammern geschnitten wird. Von den drei umlaufenden