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und die Häuser waren meistenteils aus Holz erbaut und mit Stroh 
oder Schindeln gedeckt. Erst in der letzten Zeit des Mittelalters fing 
man an, die Häuser mit Ziegeln oder mit Schiefer zu decken. In 
Erfurt wurden Strohdächer erst im Jahre 1351 verboten. War das 
Erdgeschoß ans Steinen aufgeführt, so bestanden wenigstens die oberen 
Stockwerke aus hölzernem Fachwerk. Nur die Häuser der vornehmeren 
und reicheren Familien waren ganz ans Stein erbaut. Feuerspritzen, 
wie wir sie jetzt besitzen, kannte das Mittelalter noch nicht. Es gab 
höchstens kleine Handspritzen und ausgepichte Feuereimer, mit denen 
die Bürger zum Löschen herbeieilten. 
5. Neben Straßennamen gab es im Mittelalter auch Häuser¬ 
namen. Man bezeichnete das Haus nicht wie bei uns bloß mit einer 
Nummer. Da gab es ein Haus zum Bären, zum Löwen, Adler, 
Eichhorn, Strauß, Kranich, zur Wachtel, zur Eule, zum Palmbaum, 
zur Linde, zum Kaiser, zum Mohren, zum Kranz, zum Kreuz, zur 
Kugel u. a. Von den Häusern gingen diese Namen allmählich auf 
die Besitzer derselben über, und so entstanden Familiennamen. Andere 
Familiennamen bezeichneten die Heimat (Bayer, Schwabe, Franke), den 
Stand und das Gewerbe (Richter, Schulze, Schneider, Schmied, Gerber), 
oder Eigenschaften (der Reiche, der Große, der Lange —- das Geschlechts¬ 
wort wurde später weggelassen); manchmal wurden auch körperliche 
Eigentümlichkeiten zur Bildung von Familiennamen benutzt, die später 
auch den Kindern verblieben, ohne immer auf sie zu passen, z. B. Lang¬ 
bein, Großkopf, Kurzhals, Rothe (von roten Haaren) u. s. w. 
Die Handwerker wohnten meist nach ihren Beschäftigungen in 
besonderen Gassen beisammen, die dann von ihnen den Namen erhielten. 
Daher kamen Straßennamen wie: Gerberstraße,Sporergäßchen,Schuh- 
machergäßchen, Böttchergäßchen tc. Bei schönem Wetter saßen die Schuh¬ 
macher und andere Handwerker wohl vor der Hausthüre und trieben 
ihr Handwerk, der Böttcher arbeitete auch auf der Straße an seinem 
Fasse, und der Schmied hatte vor seiner Werfstätte noch einen über¬ 
dachten Vorbau, unter dem er die Pferde beschlng. So wurde die 
Straße für den Verkehr immer noch mehr eingeengt. 
6. In das Innere der Häuser führte meist eine in der Mitte 
geteilte Thüre, deren untere Hälfte gewöhnlich geschlossen war, um den 
Tieren den Zutritt zu wehren, während die obere Hälfte offen stand. 
Die engen Treppen waren meist ans Holz. In der Küche war ein 
offener Herd, über welchem ein weiter Rauchfang den Rauch des Herd¬ 
feuers aufnahm. Im Ranchfange waren hölzerne Stäbe angebracht, 
an denen man die von dem selbstgeschlachteten Schweine gewonnenen 
Würste nnd Schinken zum Räuchern aufhing. 
Die Einrichtung ber Zimmer war eine sehr einfache. In der 
einen Ecke staub ein gewaltiger Kachelofen, vor bem eine Bank ange¬ 
bracht war. Neben bem Ofen war ein Kamin, in welchem abenbs ein 
Kienfeuer unterhalten würbe, um bas Zimmer zu erleuchten. An beit
	        
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