Full text: Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten (Teil 1)

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T otalauff assung: 
Vorerzählen (resp. Vorlesen) dnrch den Lehrer. 
Gliederung und Nachlesen (Nacherzählen) durch die Schüler. 
Überschriften: 
a. Der unverhoffte Besucher. 
b. Der Besuch in der Bornstedter Schule und die schlimme 
Nachricht. 
c. Der vornehme Schullehrer. 
d. Der pflichttreue Stellvertreter und gütige Herr. 
Betrachtung (Vertiefung). 
Der Kronprinz sieht öfter selbst mich, wie es aus seinen Gütern 
steht. Das ist recht. Ein guter Hausherr sieht überall im Hause zu, wie 
auch die Hausfrau. Bei wem haben wir das schon gesehen? (Kaiser 
Wilhelm, Kaiserin Auguste Viktoria). Und daß der Kronprinz die Leute 
nicht in ihrer Arbeit störte, war sehr schon. Warum? Daß er sich nicht 
immer mit Sang nnd Klang abholen ließ, hatte auch seine Ursachen. 
Welche? 
Auch das Wohl der Jugend läßt er sich am Herzen liegen. Unb 
barin zeigt er wieber ben rechten Blick. Denn bie Schularbeit ist etwas 
sehr Wichtiges. Es freut ihn, baß Lehrer unb Kinder ihre Schuldigkeit 
thun. Auch daß sie sich nicht genieren. So muß es in einer rechtschaffenen 
Schule zugehen. Unb wenn ber Kaiser selbst ins Schulzimmer träte, so 
bars bas die Aufmerksamkeit uub bas Lehr- unb Lerngeschäst nicht stören. 
Freilich, andere, schlimme Fälle vermögen es wohl. So hier. 
Ein Lehrer, ber weiß, baheim liegt sein liebes Mütterchen, bas mit 
allen Fasern bes Herzens an ihm hängt, auf bem Tobbette, bem vergeht 
auch bie Lust am Unterrichte. Welche Gebanken mögen ben jungen Mann 
wohl bewegt haben? Unb trotzdem ist er bereit, seine Pflicht zu thun. 
Das ist ebel unb groß. Die Pflicht über alles, auch unter Not und 
Schmerz! 
Aber der Kronprinz weiß doch, daß das Opfer des jungen Lehrers 
zu groß sein würbe. Er tröstet, er beruhigt ihn; er tritt für ihn in 
Pflicht. Das ist nicht minder edel und groß. Ja, wenn's noch ein 
Kollege von ihm gewesen wäre! Aber so, der Kronprinz des deutschen 
Reiches und von Preußen! Den aber hat er eben abgelegt und ist bloß — 
Mensch. 
Und weiter! Dadurch daß er selbst den Katheder besteigt und ben 
Lehrer spielt, zeigt er an, wie hoch er bies wichtige Amt schätzt. Denn 
es war keine bloße Spielerei ober Laune bes hohen Herrn, bas ließ schon 
ber ernste Augenblick und bie traurige Veranlassung nicht zu. Er wollte 
eben ben Kirtbern sagen: „Seht, Euer Lehrer, Volkslehrer zu sein, ist mir 
nicht zu gering!" So versah er seinen freiwillig angenommenen Posten 
bis bie Schule zu Enbe war.
	        
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