154 Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser.
und die Hilfe des Herrn wird mit uns sein." Man
balsamierte den Leichnam des Kaisers ein und zog unter
Anführung Friedrichs von Schwaben nach Anüochia, wo
eine furchtbare Seuche das Heer befiel. Hier ward der
Kaiser begraben.*) Nur 7000 Mann zogen mit Friedrich
weiter gen Tyrus.
Als die Nachricht von dem Tode des Kaisers nach
Deutschland kam, wollte niemand glauben, daß er tot sei;
denn über einen solchen Mann schien der Tod keine Macht
zu haben. Viele erwarteten noch Jahre lang seine Rückkehr.
Man wähnte, er weile in einem paradiesischen Lande des
Ostens und werde einst wiederkehren in seiner ganzen
Herrlichkeit. Später in den bedrängten Zeiten des Reiches
bildete sich die Sage, der große Kaiser sitze in einer weiten,
mit goldenen Sternen geschmückten Grotte des Kyffhäuser,
ans welchem eine seiner Burgen stand, und schlafe. Sein
langer weißer Bart war durch den steinernen Tisch ge¬
wachsen. Einst kam, so erzählt die Sage, ein Hirtenknabe
in die Grotte und traf den schlafenden Kaiser. Dieser
hob das schwere Haupt empor und fragte, ob noch die
Raben um den Berg krächzten. Der Knabe bejahte es.
Da ließ der Kaiser das Haupt wieder sinken und sprach:
„Wehe, so muß ich noch hundert Jahre schlafen." Jetzt
ist der große Kaiser endlich wieder aufgewacht; er hat
die Raben, die um den Berg flogen, die Feinde des
deutschen Landes, verjagt und hat das große deutsche Reich
in seiner Herrlichkeit wieder aufgerichtet. Heil unserm
Kaiser Wilhelm.
Von Tyrus zogen die deutschen Kreuzfahrer vor die
Stadt Accon, welche von Richard Löwenherz und Philipp
August belagert wurde. Die Franzosen und Engländer
hatten im I. 1190 gemeinschaftlich die Kreuzfahrt angetreten
und waren zur See über ©teilten, wo sie den Winter
über rasteten, nach der Küste von Palästina gekommen.
*) Nämlich das Fleisch. Die Knochen wurden weiter mit¬
genommen und sind wahrscheinlich nach dem Tode Friedrichs von
Schwaben bei Accon im Sande verscharrt worden.