180 Rudolphs Persönlichkeit.
seines Stolzes und seiner Herrschsucht. Sie gaben Rudolph
eine ausweichende Antwort. Der Kaiser reiste verstimmt
von Frankfurt ab nach Straßburg, und als er hier erkrankte,
sprach er zu seiner Umgebung: „Wohlan nach Speierl"
Dort wollte er in der Kaisergruft begraben sein. Er starb
zu Speier in einem Alter von 73 Jahren, im Juli 1291.
Rudolph von Habsburg, „der Wiederhersteller Deutschs H
lands" (Instaurator Germaniae), wie ihn seine Zeitgenossen
nannten, war ein hoher, schlanker Mann mit einnehmenden
und regelmäßigen Gesichtszügen, nur war seine Nase un¬
gewöhnlich lang, eine Eigentümlichkeit, die sich auch bei
seinen Nachkommen öfter findet. Seine Lebensweise war
im höchsten Grade einfach und mäßig; in feiner Kleidung
vermied er allen Prnnk. Im Kriege trug er ein schlichtes
graues Wams, und es kam wohl vor, daß er mit eigener
Hand es ausbesserte. Jedermann hatte Zutritt zu ihm.
jn/.' Als einst die Wache einen gemeinen Mann nicht vorlassen
wollte, rief er: „Ei laß ihn doch herein 1 Bin ich denn
zum Kaiser erwählt, daß man mich einschließe?" Bis in
fein hohes Alter behielt er einen lebhaften und zu munterem
Scherze geneigten Sinn. Wegen feiner schlichten Kleidung
^ 'r erkannte man oft in ihm den Kaiser nicht, was bisweilen
zu Verwechslungen und ergötzlichen Abenteuern führte. Einst
ging er am frühen Morgen in den Straßen von Mainz
herum, und da es ihn fror, trat er in ein Bäckerhaus, um
sich am Backofen zu wärmen. Die Frau Bäckerin aber,
die ihn für einen gemeinen Kriegsknecht ansah, fuhr ihn
an und rief: „Trolle dich fort zu deinem Bettelkaifer, der
mit seinen Pferden und Knechten das ganze Land aufzehrt."
Der Kaiser lachte und blieb stehen; da geriet die Frau so
in Zorn, daß sie ihm unter lautem Schelten einen Kübel
Wasser über den Kopf goß. Rudolph eilte nun triefend
in sein Lager zurück. Als er des Mittags an der Tafel
faß, schickte er der freundlichen Frau einige Schüsseln
Speisen zu und ließ ihr sagen, der Reitersmann, gegen
den sie am Morgen so freundlich gewesen, schicke ihr dieses
ans Dankbarkeit. Als die Frau erfuhr, wer der arme
aJU :<£+J«ks'