Adolph von Nassau 1292—1298. 181
Kriegsknecht gewesen, geriet sie außer sich vor Schreck, lief
zu dem Kaiser, der noch bei Tafel saß, und warf sich ihm
Gnade flehend zu Füßen. Rudolph hieß sie freundlich auf¬
stehen und diktierte ihr als Strafe, daß sie die Geschichte
von heute Morgen der anwesenden hohen Gesellschaft er¬
zählen mußte.'
XVI. Die Kaiser? Adolph Von Nassau
unb Aivverht von Ostveirh.
Kjemrtdj VII. *ro« Kuzeernvrreg.
1292—1298. 1298—1308. 1308—1313.
Nach Kaiser Rudolphs Tode brachte es der schlaue
_ Erzbischof von Mainz, Gerhard, aus dem Hause Epp¬
stein, dahin, daß die Wahlfürsten ihm die Ernennung des
neuen Kaisers übertrugen, und er ernannte seinen Ver¬
wandten Adolph vonNassan, wieder einen armen Grafen,
der den Großen nicht gefährlich werden konnte. Da Adolph,
ein ritterlicher Mann von vielen trefflichen Eigenschaften,
dem Beispiele seines Vorgängers folgend, sich eine größere
Hausmacht schaffen wollte, so kaufte er, wie viele ihn be-
€ schuldigen, in schmählichem Handel von dem Landgrafen
von Meißen, Albert dem Unartigen, der feinen Söhnen,
Friedrich mit der gebissenen Wange und Diezmann,
sein Erbe entziehen wollte, Thüringen und Meißen; er
wurde aber dadurch mit den tapfern jungen Grafen Fried¬
rich und Diezmann, in deren Adern hohenftausifches Blut
floß, in einen langjährigen Krieg verwickelt, der Thüringen
arg verwüstete. Andere erklären aufs bestimmteste den
Kauf für erdichtet; Adolph fei nur darauf bedacht gewesen,
die Rechte des Reichs auf Meißen und die Ostmark (Lausitz)
als erledigte Reichslehen geltend zu machen. Gerhard von
Mainz hatte seinen Vetter auf den Thron erhoben, in der
Hoffnung, durch ihn regieren und sich mancherlei Vorteil
zuwenden zu können; da aber Adolph selbständig auftrat
und die vielen Wünsche des Erzbischofs nicht erfüllte, fo
sagte dieser, er trage noch mehr als einen König in der