108 England Republik 1649—60.
Das Heer bemächtigte sich der Hauptstadt, und die Offiziere
sprengten das Parlament auseinander (December 1648);
es blieben nur noch 60 Mitglieder in demselben zurück, und
diese waren alle eifrige Independenten. Man nannte sie
das Rumpfparlament.
Die Independenten und Cromwell hatten sich auch des
unglücklichen Königs bemächtigt und klagten ihn nun als
einen Verräther und Feind des englischen Volkes auf den
Tod an. Es ward ein Gerichtshof eingesetzt, zu dem auch
Cromwell gehörte, und der König wurde verurtheilt. Am
30. Januar 1649 fiel sein Haupt unter dem Beile des
Henkers. Cromwell hatte von einem Fenster aus der Hin¬
richtung zugesehen und sagte, als man das blutige Haupt
„des Verräthers" dem Volke gezeigt, ruhig zu den Um¬
stehenden: „Jetzt ist die Religion gerettet und die Feiheit
von Tausenden gegründet. Die Grundpfeiler der englischen
Republik sind befestigt. Laßt uns jetzt unser Leben daran
wagen, deu Staat blühend zu machen und die Ruhe von
außen zu erhalten".
Gleich nach der Hinrichtung des Königs erklärte das
Rumpfparlament England zur Republik, welche von 1649
— 1660 dauerte. Anfangs führte in derselben ein Staats¬
rath aus 41 Mitgliedern die Regierung; aber die Seele der
jungen Republick war Cromwell, der seine Herrschaft auf
die Armee stützte. Als die Irländer und die Schotten den
flüchtigen Sohn des Hingerichteten Karl I., Karl II., als
König anerkannten und seine Wiederherstellung mit den
Waffen erzwingen wollten, warf Cromwell beide nieder und
erstickte den Aufstand in Strömen Blutes. Auch in England
wurden die königlich Gesinnten mit blutiger Härte verfolgt.
Das Volk litt unter dem militärischen Drucke Cromwells
weit mehr, als unter den Königen; aber sein Herrschergeist
erhob doch England zu großer Macht und Blüthe. Kaum
waren Karl und die Schotten besiegt und der Prätendent
zur Flucht gezwungen, so erließ das Parlament aus Crom¬
wells Antrieb die Schifffahrtsacte (1651), wonach bei
Strafe der Confiscation von Schiff und Ladung andre fee-