Full text: Von der Reformation bis zur Französischen Revolution (Bd. 4)

8 Entdeckungsfahrten der Portugiesen. 
Genuesen, Pisaner, die dadurch einen großen Reichthum er¬ 
warben. Sie holten in ihren Schiffen die Waaren zu Con- 
stantinopel, zu Alexandria und in den verschiedenen Hafen¬ 
städten Vorderasiens, wohin sie von Indien aus theils zu 
Wasser theils zu Land gebracht worden waren. Aber diese 
Wege waren beschwerlich, sie waren manchen Gefahren durch 
Raub und Krieg unterworfen, sie waren kostspielig durch 
schwere Abgaben und durch Aus- und Einladen bei dem 
Wechsel der Land- und Wasserfracht. Viel bequemer, sicherer 
und wohlfeiler war es, wenn die Waaren direct zur See 
von Indien nach Europa gebracht wurden. Auf diesen 
Gedanken kamen die Portugiesen in der ersten Hälfte des 
15. Jahrhunderts; sie erlangten, wenn sie den Weg um die 
noch unbekannte Südspitze von Afrika fanden, unberechen¬ 
bare Vortheile. 
Die Seele dieser Entdeckungsfahrten war der dritte 
Sohn des Königs Johann, der Prinz Heinrich, der den 
Beinamen Navigator, der „Seefahrer", erhielt. Cr lebte 
zurückgezogen vom Hofe auf einem Schlosse in der Nähe des 
Caps St. Vincent, eifrig beschäftigt mit dem Stndmm der 
Erd- und Himmelskunde, und entwarf dort seine Pläne. Er 
rüstete auf eigene Kosten Fahrzeuge aus und sandte sie an 
der afrikanischen Küste hin, wo bis dahin das Cap Non, nur 
einige Tagereisen von Europa entfernt, die Grenze der Schiff¬ 
fahrt gewesen war. ^n den Jahren 1418 und 1419 wurden 
die Inseln Porto Santo und Madeira entdeckt. Auf Madeira, 
dessen dichter Urwald angezündet ward und im Laufe von 
7 Jahren völlig niederbrannte, pflanzte man Reben aus 
Cyperu und Zuckerrohr aus Sicilien an, welche in dem frucht¬ 
baren Afchenboden herrlich gediehen. Nicht lange danach fand 
man die canarischen und azorischen Inseln; im J.1433 wurde 
das Cap Non, das für das Ende der Welt galt, umschifft 
und erhielt den Namen Cap Bojador, „das umschiffte Cap". 
Etwa 30 Jahre nachher (1462) hatte man die Küsten von 
Guinea erreicht, wo man die Schiffe mit Gold, Elfenbein und 
sonstigen Kostbarkeiten belud; nicht lange danach kam man 
über den Aequator hinaus. Die alten Erzählungen über
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.