Full text: Von der Reformation bis zur Französischen Revolution (Bd. 4)

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Europa. 
die schroff aus der Hochebene aufsteigen, erreichen rund 1000 m. Südwärts 
davon, das Panorama der bayerischen Seen großartig abschließend, steigen die 
eigentlichen (nördlichen) Kalkalpen bis 3000 in auf mit trutzigen Gipfeln 
und schroffen Wänden. Diese werden endlich noch überragt von den kriftal- 
linischeu Zentralalpen, hier in nahe 4000 in hohen, mit ewigem Schuee 
bedeckten Gipfeln kulminierend. Die südliche Kalkalpenstuse sinkt in den 
Tiroler Dolomiten wieder auf 3000 m herab, um endlich in den Sand st ein - 
höhen bei Belluno allmählich in der Tiesebene zu verlausen. 
2. Wirkungen der vertikalen Erhebung der Alpen 
Die Erhebung der Alpen in die Region des ewigen Tchnees bedingt a) ihre 
großartige Gletscherentwicklung, b) den Reichtum ihrer Bewässerung und c) die 
Mannigfaltigkeit ihrer Höhengürtel in Hinsicht auf Klima und Pflanzenwelt. 
a) Etwa bei 2700 m (nordalpine Schneegrenze) bleibt der Schnee dauernd 
liegen und formt sich unter geeigneten Bodenverhältnissen zn Eisströmen, Glet- 
schern, um. Deren Zahl übersteigt in den Alpen 2500, die meisten und die 
größten davon gehören der Schweiz an. So mißt der Aletschgletscher am Süd¬ 
gehänge der Jungfrau 27 km in der Länge, die Pasterze am Großglockner nur 
mehr 10 km. 
b) Dauk ihren reichen Niederschlägen sind die Alpen serner das größte 
Quellgebiet Europas; Po und Etsch, Rhone und Rhein und die wasserreichsten 
Nebenflüsse der Douau wurzeln in diesem Hochgebirge. Und da diese Gewässer 
verschiedenen Meeren zuströmen, bilden die Alpen zugleich die Wasserscheide 
zwischen Mittelmeer, Nordsee und Schwarzem Meer. 
Der Entfaltung der Gletscher geht in den Alpen parallel die Ausbildung 
der Seeu. Sie siud ein landschaftlicher Schmuck, wie ihn kein anderes Hoch- 
gebirge der Erde in solcher Schönheit und Fülle auszuweisen vermag. Nach 
ihrer zonenartigen Verteilung spricht man von schweizerischen, italienischen, 
bayerischen, Salzkammergut- und kärntnerischen Alpenseen. Nenne Beispiele von 
jeder Gruppe! 
c) Ju vertikaler Richtung weisen die Alpen alle Abstusungeu des Klimas 
und der Pflanzenwelt vom Mittelmeer bis zur Polarwelt auf. Man steigt 
aus dem Gürtel der Zwergpalme und der Südfrüchte in die Region der sommer- 
grünen Laubhölzer, dann der Nadelwälder und der Alpenmatten empor, die eud- 
lich über Zwergholz und Geröllschutt zur Fels- und Schneeregion hineinführen. 
Und wie die Flußgebiete, so scheiden die Alpen auch Klima und Pflanzenwelt des 
mittleren Europa und Südeuropas. 
Au dieser Stelle sei auch aus zwei sehr merkwürdige klimatologische Er- 
scheinungen der Alpen hingewiesen, auf den Föhn und die Temperatur- 
umkehr in der Höhe. 
Der Föhn, ein warmer, trockener, besonders im Winter und Frühjahr 
häufiger Wind, entsteht durch die ungleiche Lustdrnekverteilung im N. und S. des 
Alpenwalles. Liegt über dem nördlichen Voralpenlande ein barometrisches 
Minimum, was häusig geschieht, da vom Atlantischen Ozean her die Depressionen 
über das westliche Europa hinziehen, so wird die unter höherem Druck stehende 
Luftsäule südwärts der Alpen gewissermaßen „herangesaugt". Sie strömt also
	        
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