Full text: Von der Reformation bis zur Französischen Revolution (Bd. 4)

Wallenstein und Gustav Adolph bei Nürnberg. 81 
standen 40,000 Mann unter den Waffen, und Wallenstein 
kündete dem Kaiser an, das Heer sei zusammen, er möge dem¬ 
selben einen Feldherrn schicken. Er wußte, daß der Kaiser 
ihn selbst nöthig hatte, daß das Heer nur unter ihm dienen 
würde. So mußte denn der Kaiser ihn wiederholt bitten, daß 
er selbst das Commando übernehme. Er that es endlich, aber 
unter den härtesten Bedingungen: alle kaiserlichen Truppen 
sollten allein seinem Befehle unterworfen sein, er allein sollte 
alle Offizierstellen besetzen, allein strafen und begnadigen, 
weder der Kaiser noch sein Sohn dürften bei dem Heere er¬ 
scheinen; er allein sollte über alle Eroberungen verfügen, er 
sollte ein kaiserliches Erbland als Pfand für künftige Be¬ 
lohnung erhalten und nach dem Kriege das Herzogthum 
Mecklenburg oder ein anderes deutsches Reichsland. Dem 
Kaiser blieb keine Wahl, er gestand alle diese Forderungen 
zu, in der Hoffnung, sich später des gefährlichen Mannes 
wieder entledigen zu können. 
Wallenstein zog mit seinem Heere nach Böhmen und 
vertrieb daraus die Sachsen mit leichter Mühe; aber er be¬ 
eilte sich nicht, dem Kurfürsten von Baiern zu Hülfe zu ziehu, 
der einst vor allen feine Absetzung betrieben hatte. Endlich 
vereinigten sich beide zu Eger; doch mußte der Kurfürst 
dem Herzog allein den Oberbefehl überlassen. Sie zogen, 
60,000 M. stark, gegen das mit Gustav Adolph verbündete 
mächtige Nürnberg. Dieser mußte,um Nürnberg zu schützen, 
seine südlichen Eroberungen aufgeben und eilte in die Nähe 
dieser Stadt. Er hatte Anfangs nur 16,000 M. bei sich, 
mit denen er sich bei Nürnberg verschanzte, ehe Wallenstein 
herankam. Auch dieser bezog ein befestigtes Lager in seiner 
Nähe. So lagen sie beinahe ein Vierteljahr sich gegenüber, 
bis in der Umgegend alle Lebensmittel aufgezehrt waren. 
Als Gustav durch Zuzug feines Kanzlers Oxenstierna, Banörs 
und Bernhards von Weimar und durch Unterstützung der 
Nürnberger, welche damals 30,000 Männer stellen konnten, 
sein Heer auf 70,000 M. gebracht hatte, unternahm er end¬ 
lich einen Sturm auf die Schanzen Wallensteins. Seine 
Truppen fochten mit nie gesehener Tapferkeit; aber alle An- 
Stoll, Erzählungen. IV. 6
	        
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