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Pariser Februarrevolution 1848.
VI. Die Pariser Februarrevolution im Jahre 1848 und
ihre nächsten Folgen.
Die Regierung des französischen Königs Louis Philipp
stützte sich auf den dritten Stand, den wohlhabenden Bürger¬
stand, und hatte ihre Gegner teils unter den Aristokraten,
von denen viele Anhänger des früheren Königtums der
Bourbonen waren, teils unter den Republikanern, die ihre
Hauptstütze in dem niedern Volk, dem vierten Stande suchten.
Die Opposition der Liberalen und Republikaner gewann
mit den Jahren an Macht, um so mehr, da man dem König
mit Recht den Vorwurf der Selbstsucht und der Habsucht
machen konnte und seine Regierung sowie die seinen Thron
umgebenden hohem Stände sich durch ihre Korruption bei
dem Volke verhaßt und verächtlich machten. Die Gegner
der Regierung hofften eine Änderung zum Bessern durch die
Reform des Wahlgesetzes und ordneten, um die Aufregung
und das Mißvergnügen zu steigern, in allen Gegenden des
Landes Reformbankette an, große Festmahle, bei welchen sie
die Gebrechen des herrschenden Regierungssystems schonungs¬
los aufdeckten. Die Regierung verbot die Bankette, und
als die Häupter der Kammeropposition nebst andern Libe¬
ralen und Republikanern zu Paris dennoch ein Bankett
veranstalteten, versuchte sie dasselbe mit Gewalt zu ver¬
hindern. Dadurch entstand am 22. Februar 1848 ein be¬
waffneter Volksaufstand, der die Entlassung des Ministeriums
Guizot zur Folge hatte. Damit schien die Gefahr beseitigt,
und in Paris war großer Jubel. Als aber am Abend des
23. Februar aus einem Volkshaufen vor dem Ministerium
des Auswärtigen ein Schuß unter das daselbst zur Wache
aufgestellte Militär fiel und dieses darauf durch eine Salve
52 Menschen teils tötete, teils verwundete, da begann der
Aufstand aufs neue. Das wütende Volk baute in der Nacht
durch die ganze Stadt hin Barrikaden, und am 24. Februar
tobte der Kampf in den Straßen. Da die Truppen zum
großen Teil übergingen und der Sieg sich auf die Seite des