Aufstand am 10. August 1792. 23
schicken. Ihre Ankunft machte dem Tumult ein Ende. Der
Maire Pötion, ein unzuverlässiger Mann, der an die Stelle
des zurückgetretenen ehrenhaften Bailly getreten war, belobte,
auf einem Stuhle stehend, das Volk, daß es mit solcher
Weisheit und Würde dem König seine Wünsche überbracht
hätte.
Dieser unblutige Ausgang befriedigte die Führer der
Umsturzpartei nicht; sie bereiteten einen neuen Sturm vor,
der den König vernichten sollte. Österreich und Preußen
hatten sich zu einem Kriege gegen Frankreich vereinigt,
um dem gefangenen König Ludwig wieder zu seinem Rechte
zu verhelfen, worauf Ludwig von seinem bereits aus
Girondisten bestehenden Ministerium gezwungen worden
war, den Krieg an Österreich zu erklären (20. April 1792).
Das Vorrücken der Feinde und besonders das drohende
Manifest des Herzogs von Braunschweig, des Anführers
der preußischen Armee, versetzten die Franzosen in Wuth
und bestärkten den nicht unbegründeten Argwohn, daß der
König und die Königin in geheimem Einverständnisse mit
dem äußern Feinde feien; man glaubte, daß sie das österreichisch¬
preußische Heer selbst herbeigerufen hätten. Diese Stimmung
benutzten die Revolutionsmänner zu einem neuen Angriff
auf die Tuilerien.
Der 10. August 1792. Am 10. August 1792
sammelte sich noch vor Tagesanbruch unter dem Läuten der
Sturmglocken und dem Wirbeln des Generalmarsches eine
ungeheure Menge von Gesindel in den Straßen, stürmte
das Stadthaus und setzte eine neue Municipalität ein, welche
aus den gefährlichsten und abscheulichsten Menschen bestand.
Dann erschienen um 8 Uhr Morgens Abgeordnete des
neuen Gemeinderats in den Tuilerien und meldeten, das
Volk verlange die Absetzung des Königs. Dieser war von
vielen Getreuen, namentlich seiner Schweizergarde, umgeben
und hatte hinlängliche Mittel zum Widerstände; aber bei
seiner unüberwindlichen Unentschlossenheit und Mutlosigkeit
vermochte er in diesem gefahrvollen Augenblicke keine
Energie zu entwickeln und folgte dem Rate, sich in den