Full text: Die vorchristliche Zeit (Theil 1)

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Diese und andere Handlungen der unsinnigsten Wuth hatten die 
Gemüther von ihm entfernt. Ein Meder benutzte dieses Mißvergnügen 
und bemächtigte sich unter dem Namen Smerdis, dessen Tod man 
verheimlicht hatte, des Thrones. Kambyses war entschlossen, nach Susa 
zu gehen, um den Betrüger zu bestrafen, als er beim Aufsteigen auf das 
Pferd sich mit seinem Säbel in der Hüfte verwundete. Er starb an 
dieser Wunde, ohne Kinder zu hinterlassen. 
III. Darius. 
Nach dem Tode des Kambyses herrschte der falsche Smerdis (Pseudo- 
Smerdis) sieben Monate lang und bewies gegen alle seine Unterthanen 
eine außerordentliche Milde, indem er ihnen auf drei Jahre alle Abgaben 
erließ und sie von jedem Kriegszuge besreiete. Doch erregte die strenge 
Zurückgezogenheit des Königs, der sich nirgends blicken ließ, den Verdacht 
des Otanes, eines angesehenen Persers. Dieser Verdacht wurde bald 
zur Gewißheit. Es hatte einst Cyrus dem Magier Smerdis wegen eines 
Vergehens die Ohren abschneiden lassen, das war dem Otanes nicht un¬ 
bekannt. Nun war eine von den Töchtern des Otanes die Gemahlin 
des Smerdis und diese bestätigte die Vermuthung ihres Vaters, daß der 
König keine Ohren habe. 
Darauf thaten sich sieben vornehme Perser, die keinen Meder über 
sich dulden wollten, in einer Verschwörung zusammen, drangen eines 
Tages mit Dolchen bewaffnet in das königliche Schloß und stachen den 
falschen Smerdis nieder. Sie waren unschlüssig, ob sie dem Volke wieder 
einen König geben, oder die Herrschaft unter sich theilen sollten. D a r i u s, 
der Sohn des Hystaspes, stimmte für die Wahl eines Königs und seine 
Stimme drang durch. Sie verabredeten aber unter sich, daß Derjenige 
König werden sollte, dessen Pferd am andern Morgen, wenn sie vor die 
Stadt ritten, zuerst wiehern würde. 
Darius hatte einen klugen Stallmeister; dieser führte am Abend 
des Darius Pferd, einen Hengst, mit einer Stute zusammen an jenem 
Orte, wo die sieben sich einfinden wollten. Als nun der Morgen däm¬ 
merte , stiegen die Perser zu Pferde und ritten vor die Stadt; da 
wieherte des Darius Roß, das sich der Stute erinnerte. Zugleich aber 
kam auch Blitz und Donner aus heiterer Luft. Sogleich sprangen die 
Anderen von ihren Pferden'und begrüßten den Darius als ihren König. 
Die lange Abwesenheit des Kambyses und die Regierung des falschen 
Smerdis hatten vielen Unordnungen im Lande freien Lauf gelassen. Zuerst 
suchte Darius diese abzustellen. Dann theilte er das ganze Land in 
zwanzig Satrapien oder Statthalterschaften und bestimmte für jede die 
erforderlichen Abgaben. Bald aber rief ihn eine große Empörung in 
Grube, Geschichtsbilder. 1. 6
	        
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