Full text: Die vorchristliche Zeit (Theil 1)

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phant streckte mit fürchterlichem Gebrüll seinen Rüffel hinter dem Kopfe 
des Fabricins hervor. Der aber sagte ganz ruhig zum Könige: „So 
wenig mich gestern dein Geld reizte, so wenig schreckt mich heute dein 
Elephant!" Pyrrhus konnte sich nicht genug darüber verwundern. Die 
Gefangenen wollte er zwar nicht freigeben, aber er erlaubte ihnen doch, 
nach Rom zu einem großen Feste zu gehen unter der Bedingung, daß sie 
sich freiwillig wieder als Gefangene stellten. Sie gingen hin und feierten 
das Fest mit, am bestimmten Tage aber erschienen sie alle wieder im 
Lager des Pyrrhus. Todesstrafe hatte der Senat darauf gesetzt, wenn 
einer zurückbliebe. 
3. 
Im folgenden Jahre, 279 v. Chr., kam es abermals zu einem Tref¬ 
fen. Pyrrhus siegte zwar, verlor aber so viel von seinen Soldaten, daß 
er ausrief: „Noch einen solchen Sieg, und ich bin verloren!" Im drit¬ 
ten Jahre des Krieges führte der wackere Fabricius selber die Römer ge¬ 
gen den König. Ehe die Heere einander nahe kamen, erhielt der römische 
Feldherr einen Brief vom Leibarzte des Pyrrhus, worin dieser sich erbot, 
gegen eine angemessene Belohnung den König zu vergiften. Fabricius las 
den Antrag mit gerechtem Unwillen und meldete dem Pyrrhus die Ver- 
rätherei seines Arztes. Pyrrhus rief voll Bewunderung: „Eher könnte 
die Sonne aus ihrem Lauf, als dieser Römer vom Pfade der Rechtlich¬ 
keit abgelenkt werden!" Er ließ den Arzt hinrichten, schickte aus Dank¬ 
barkeit den Römern alle ihre Gefangenen ohne Lösegeld zurück und ließ 
abermals Frieden anbieten. Er erhielt wieder die gleiche Antwort: erst 
müsse er Italien geräumt haben, bevor an Friedensunterhandlungen zu 
denken sei. Für die erhaltenen Gefangenen schickten die Römer eben so 
viele Gefangene zurück. Pyrrhus scheute indeß ein drittes Treffen, und da 
es ihm schimpflich schien, nach Hause zu gehen, ohne den Krieg beendet 
zu haben, kam ihm ein Antrag von den Siciliern sehr gelegen, die ihn 
gegen die K a r t h a g er zu Hülfe riefen. Er ließ eine Besatzung in Tarent 
zurück und schiffte hinüber. 
4. 
In Sicilien richtete Pyrrhus auch nichts aus und nach zwei Jabren 
kehrte er auf dringendes Bitten der geängsteten Tarentiner nach Italien 
zurück. Die Römer stellten ihm ein großes Heer entgegen. Einer der 
beiden Feldherren war der berühmte Man ius Kurius, an Geisteskraft 
wie an Armuth dem Fabricius ähnlich. Als er das erste Mal die höchste 
obrigkeitliche Würde in Rom, das Konsulat, bekleidete, schickte ein Volk 
Unteritaliens Gesandte an ihn, einen Frieden zu vermitteln. Diese fanden 
ihn auf einer hölzernen Bank am Feuerherde sitzend, sich ein Gericht Rü¬ 
ben zu kochen. Sie boten ihm eine große Summe Geldes. Er antwor¬ 
tete lächelnd: „Kaun Derjenige, der sich mit Rüben begnügt, noch Geld 
verlangen? Ich will lieber reiche Leute beherrschen, als selbst reich sein!" 
Dieser Mann war jetzt Feldherr gegen Pyrrhus, und hatte eine sehr
	        
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