verkünden sollten, den jagdliebenden Sachsen-Herzog aus seinem Vogelheerde —
daher sein Beiname „Der Vogelsteller'. Kaiser Heinrich suchte zunächst Einigkeit
unter den deutschen Fürsten und Völkern herzustellen und kaum war ihm dies
gelungen, so brachen die Ungarn, ein kriegerisches Reitervolk, wieder verheerend
in Deutschland ein. Heinrich konnte, weil sein Heer zu schwach war, den
Ungarn im offenen Felde nicht entgegentreten. Er schloß, um Zeit zu gewinnen,
gegen Erlegung eines jährlichen Tributs einen neunjährigen Waffenstillstand
mit ihnen und benutzte die so gewonnene Frist zu kriegerischen Rüstungen. Er
erbaute zunächst zum Schutze seiner Völker in Sachsen und Thüringen zahlreiche
Burgen und Städte und stattete dieselben mit vielen Vorrechten aus, damit
seine sreiheitliebenden Sachsen willig würden, seinem Besehl, daß jeder neunte
Mann diese von festen Mauern umschlossenen Wohnungen beziehen solle, Folge
zu leisten. Ebenso eifrig betrieb Kaiser Heinrich die Bildung eines streitbaren,
besonders ans Reitern gebildeten Heeres. Um dieses im Kriege zu üben und
gleichzeitig die Grenze zu sichern, führte er es zunächst gegen die Slaven,
eroberte Brennaborg (Brandenburg), die Hauptstadt der an der Havel wohnenden
Heveller, und bezwang die Böhmen, deren Herzog ]tch taufen ließ. too
kam Böhme» zu Deutschland. Jetzt nahte der Waffenstillstand mit den
Ungarn sich seinem Ende und als ihre Gesandten im Jahre 932 wie sonst den
Tribut holen wollten, wies Kaiser Heinrich sie zornig zurück. Da brachen die
Ungarn wiederum in großen Schaaren in Deutschland ein; aber Heinrich's
Einrichtungen bewährten sich. Das Landvolk zog sich in die festen Burgen
und Städte zurück, Kaiser Heinrich zog mit feinem krieggewohnten Heere ihnen
entgegen, schlug sie bei Merseburg (933) auf's Haupt, eroberte ihr Lager mit
allen zusammengeraubten Schätzen und befreite die gefangenen (Christen. Als
der ruhmreiche Kaiser darnach gegen den letzten Landesfeind, die Dänen, zu
Felde zog, baten diese um Frieden und überließen ihm den streitigen Grenzstrich
zwischen Eider und Schlei, welcher, nachdem Heinrich hier sächsische Krieget
angesiedelt hatte, die Mark Schleswig genannt wurde. Kaiser Heinrich I., auch
der Städteerbauer genannt, starb 936 zu Memleben, nachdem er vorher seinen
zweiten Sohn Otto als seinen Nachfolger empfohlen hatte. Begraben liegt
er in Quedlinburg.
9. Otto der Große.
Am 22. November 912 geboren, folgte Otto, ohne Widerspruch zu sinden,
im Alter von 24 Jahren seinem Vater auf deu Thron. Nachdem Kaiser
Heinrich bestattet war, zog Otto nach Aachen, der alten Kais erstatt; hier ließ
er sich krönen und von den Herzogen und Großen des Reiches Treue schwören.
Nach der Krönung hielt man im Palast Karl's des Großen ein glänzendes
Gastmahl. Der Leiter des Festes war der Herzog von Lothringen; als
Mundschenk diente der Herzog von Schwaben; Speisemeister (Truchseß) war
der Herzog von Franken und für die Unterbringung der Reisigen sorgte der
Herzog von Baiern. (Die vier Reichsehrenämter.)