fullscreen: Das erste Geschichtsbuch

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In der Garnifonkirche zu Potsdam wird Friedrichs Grab oft 
von Fremden besucht. Auch Napoleon stand hier und soll gesagt haben: 
„Lebtest du noch, stünde ich nicht hier." Über seiner Gruft reichten sich 
Fnedrich Wilhelm III. und Kaiser Alexander I. von Rußland die Hand zum 
Bunde gegen Napoleon. 
Wir wollen nun hören, wie der große König das kleine Preußen, das 
damals nur 2% Mill. Einwohner zählte, zu einer Großmacht erhoben hat. 
2. Wie Friedrich II. erzogen ward. Er wurde am 24. Januar 
1712 geboren. Sein Vater Friedrich Wilhelm I. war ein strenger Mann 
und erzog den Kronprinzen hart, weil derselbe Neigung zum Leicht¬ 
sinn zeigte. Sein Vater wollte einen biedern Deutschen aus ihm 
machen, aber seine französischen Erzieher flößten ihm eine Vorliebe für 
bie französische Sprache ein. Er hat nie richtig deutsch sprechen und 
schreiben gelernt, aber niemals seine gute deutsche Gesinnung ver¬ 
leugnet. Weiter wollte ihn sein Vater zu einem frommen Christen 
erziehen, wandte aber leider dazu verkehrte Mittel an. Der lebhafte 
Prinz mußte zur Strafe Lieder und Psalmen ausweubig lernen; bazu 
ermübeten ihn bie langen Hausanbachten unb ein trockener Religions¬ 
unterricht. Auch ein einfacher unb sparsamer Hauswirt sollte 
ber Kronprinz werben, aber er mochte nicht knaufern und zog lieber 
einen bequemen Schlafrock als ben knappen Solbatenrock an. Einmal 
fanb ber König feinen gestickten Schlafrock unb warf ihn ins Feuer. 
Vor allem sollte ber Kronprinz ein guter Solbat werben, aber 
bas schien am wenigsten zu glücken. Er haßte ben strengen Zwang 
unb bas ewige Exerzieren. Viel lieber stubierte er gute Bücher, bichtete 
unb blies auf ber Flöte. Voll Ärger rief ber König aus: „Fritz ist 
ein Querpfeifer unb Poet (Dichter); er macht sich nichts aus ben Solbaten 
unb wirb mir meine ganze Arbeit verberben!" 
3. Wie er sich mit seinem Vater entzweite. Der König würbe 
immer unzufriebener über bas leichte Wesen seines Sohnes. Sogar 
vor ben Hofleuten schalt er ihn aus. Da beschloß Friebrich, nach Englanb 
zu ben Verwanbten seiner Mutter zu entfliehen. Er teilte feinen Plan 
bem Leutnant Katte brieflich mit. Der Brief fiel aber in bie Hänbe 
bes Königs unb verriet alles. Der König war eben auf einer Reife 
nach bem Rheine unb übernachtete in einem Dorfe bei Mannheim. Frieb¬ 
rich schlief in einer Scheune unb wollte in Verkleibung früh entweichen, 
aber ein Diener hielt ihn an. Als Gefangener würbe er ben Rhein 
hinabgeführt. In feinem Zorne schalt ihn ber König einen „feigen 
Deserteur ohne Ehre" unb schlug ihn mit einem Stocke blutig. Er 
ließ ihn auf ber Festung Küftrin in eine enge Zelle einschließen. 
Weber Messer noch Gabel, Weber Bett noch Licht, Weber Feber noch 
Tinte erhielt er, nur bie Bibel zum Lesen. Ein Kriegsgericht sollte 
ihn als „fahnenflüchtig" zum Tobe verurteilen. Da rief ein Major: 
„Wenn Eure Majestät Blut verlangen, so nehmen Sie meines; bas 
Ihres Sohnes bekommen Sie nicht, so lange ich reben bars!" Katte 
aber würbe vor Friebrichs Fenster hingerichtet. Ein frommer Felb-
	        
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