Full text: Das erste Geschichtsbuch

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Prediger besuchte den gefangenen Kronprinzen und redete ihm ernstlich 
ins Gewissen. Da bat er endlich in einem Briefe seinen Vater um 
Verzeihung und gelobte Besserung. 
4. Wie Vater und Sohn sich versöhnten. Auf die günstigen 
Berichte des Feldpredigers milderte sich der Unwille des Königs. Er 
gestattete seinem Sohne bei der Staatsverwaltung thätig zu sein. „Er 
sollte lernen, wie schwer es dem Bauer fällt, die Groschen zu einem 
Thaler zu erarbeiten." So lernte Friedrich alle Zweige der Staats¬ 
verwaltung gründlich kennen. Bei der Hochzeit von Friedrichs liebster 
Schwester begnadigte ihn der König und ließ ihn nach Berlin zurück¬ 
kehren. Er führte ihn der Mutter und Schwester mit den Worten zu: 
„Da habt Ihr Euren Fritz!" 
Auf den Wunsch seines Vaters heiratete Friedrich eine Nichte des 
Kaisers. Sein Vater schenkte ihm das Schloß Rheinsberg und machte 
ihn zum Obersten des Regiments in dem nahen Nen-Rnppin. Hier 
verlebte Friedrich vier glückliche Jahre im Kreise seiner Freunde. Er 
übte und pflegte Kunst und Wissenschaft, versäumte aber auch seine 
Pflicht als Oberst nicht. Immer mehr lernte der Vater den hochbegabten 
Sohn fchätzen. Auf dem Totenbette rief er mit Thränen: „Mein Gott, 
ich sterbe zufrieden, da ich einen fo würdigen Sohn und Nachfolger 
hinterlasse!" 
5. Wie Friedrich im 1. schlesischen Kriege Österreich angriff. 
Im Jahre 1840 bestieg Friedrich II., 28 Jahre alt, den preußischen 
Thron. In demselben Jahre starb auch der deutsche Kaiser. Durch 
eine Verordnung hatte er seine Tochter Maria Theresia zur Erbin 
feiner Länder eingesetzt. Aber viele Feinde machten ihr die Erbschaft 
streitig. Friedrich versprach ihr seinen Beistand, wenn sie ihm Schlesien 
abträte. Nach einem alten Erbvertrage gehörte dies Land seinem 
Hause; der Kaiser hatte es widerrechtlich au sich gebracht. Die mutige 
Fürstin sprach: „Eher müßten die Türken vor Wien stehen, ehe ich 
auf Schlesien verzichte!" Der österreichische Gesandte warnte Friedrich: 
„Ihre Truppen sind schön, aber unsere haben vor dem Feinde ge¬ 
standen!" Friedrich antwortete: „Ich hoffe Ihnen zu beweisen, daß 
sie auch gut sind!" 
Friedrich rückte über die Grenze und uahm in kurzer Zeit ganz 
Schlesien ein. Er war entschlossen, „Ehre von diesem Unternehmen 
zu haben oder unterzugehen". Sein Wahlspruch war: „Für den Ruhm 
und das Vaterland!" Über Schnee und Eis rückte ihm ein öster¬ 
reichischer Feldmarschall entgegen und lieferte ihm die Schlacht bei 
Mollwitz. Die gute österreichische Reiterei zersprengte die preußische. 
Friedrich selbst geriet in Gefahr und wurde nur durch die Schnelligkeit 
des „Mollwitzer Schimmels" gerettet. Sein tüchtiger Feldherr Schwerin 
aber griff den Feind tapfer mit dem Fußvolke an. In vier Reihen oder 
Gliedern standen die Soldaten hintereinander. Die beiden ersten lagen 
auf den Knieen, luden und schossen, die beiden andern feuerten über sie
	        
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