Uorwort.
Schon oft bin ich ersucht worden, zu meinen „Geschichtsbildern"
und dem „Geschichts-Leitfaden" eine „Vorstufe" für die Anfänger im
Geschichtsunterrichte zu schreiben. Begründet wurde dieser Wunsch durch
die unleugbare Thatsache, daß jene Schulbücher im Stoffe über das
Bedürfnis uud in der Sprache über die Fassungskraft 9—10jähriger
Kinder hinausgehen.
Die neuen behördlichen Anordnungen über den Geschichtsunterricht
haben jenen Wunsch nun zur That reifen lassen. Das Büchlein soll
wenig aber anziehenden Stoff enthalten, eine einfache, kindliche
Sprache reden, erläuternde Bilder dazu geben, an heimatliche Ver¬
hältnisse anknüpfen, von der Gegenwart rückwärts schreiten, vater¬
ländische, kulturgeschichtliche und volkswirtschaftliche Gesichts¬
punkte möglichst berücksichtigen uud auch der deutscheu Sage zu ihrem
Rechte verhelfen. In ntehrflässigen Schulen wird das „erste Geschichts¬
buch" für das dritte und vierte Schuljahr, in dreiklaffigen für die Mittel¬
stufe und in manchen Halbtagsfchnlen überhaupt genügen.
Auf der ersten Stufe des Geschichtsunterrichts können und
sollen die Kinder noch keine Erkenntnis des geschichtlichen Zusammen¬
hangs, sondern nur geschichtliche Vorstellungen und Maßstäbe
sowie Begeisterung für große geschichtliche Persönlichkeiten gewinnen.
In großen Mustern liegt ja die stärkste erziehliche Kraft. Das Wesen
des geschichtlichen Werdens müssen sie in der Heimat anschaulich er¬
kennen und die Spuren der Vergangenheit in der Gegenwart finden
lernen. Ohne stete Bezugnahme auf die Gegenwart und die Heimat
ist es unmöglich, geschichtliche Vorstellungen in den Kindern zu erzeugen
und geschichtlichen Sinn zu wecken. Darum hat der Unterricht auf
diefer Stufe von den bekannten heimatlichen Verhältnissen der Gegen¬
wart auszugehen und rückwärts schreitend in anschaulicher und an¬
ziehender Weise feffelnde Einzelbilder großer Persönlichkeiten zu geben.
Das ist keine neue Forderung. Schon in der 3. Auslage meines
1888 (bei Theodor Hofmann in Gera) erschienenen Lehrplanes hat diese
Rücksicht den geschichtlichen Lehrgang der Mittelstufe bestimmt. Kein
Geringerer als Schiller redet diesem Gange das Wort: „Die Ge¬
schichtsbehandlung rückt von der neuesten Weltlage rückwärts dem Ur¬
sprünge der heutigen Dinge entgegen. Der Gang der Weltgeschichte
gleicht einem fortfließenden Strom, der Gang der Geschichte aber einzelnen
beleuchteten Wellen. Das sind die großen Männer, in denen sich die
Gedanken unb bas Streben ber Zeit sammeln."
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