Full text: Hohenzollernfürsten

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garten zu Babelsberg zog ein Unwetter herauf. Der Exerziermeister forderte den 
Prinzen auf, während des Regens im Schlosse uuterzutreteu. Dieser jedoch eut- 
gegnete: „Ein Soldat wird doch dem Regen nicht aus dem Wege gehen!" Und 
als nun gar ein Lakai einen Regenschirm herbeibrachte, rief ihm Fritz zu: „Hast 
du jemals einen preußischen Soldaten unter einem Regenschirm gesehen?" Der 
Diener mußte sich beschämt zurückziehen, und die Übung nahm ungestört ihren 
Fortgang. 
Nach einer alten Sitte des Hohenzollernhanses muß jeder Prinz ein Hand¬ 
werk lernen, damit er den Wert der Handarbeit zu würdigen und zu achten vermag. 
Friedrich Wilhelm erlernte die Tischlerei und Buchbinderei. In dem Schlosse zu 
Babelsberg wird den Fremden ein Stuhl gezeigt, den der junge Prinz seinem 
Vater als Geburtstagsgeschenk gearbeitet hat. 
Als Friedrich Wilhelm neun Jahre alt war, starb sein Großvater, der König 
Friedrich Wilhelm III., und sein Oheim, Friedrich Wilhelm IV. bestieg den Thron. 
Ein Jahr später wurde der Prinz zum Leutnant ernannt. Als er zum ersten¬ 
male bei der Kirchenparade in der Front des Regimentes stand, stellte der König 
den netien Kameraden den übrigen Ofstzieren vor und sagte zu seinem Neffen: 
„Du bist zwar noch sehr klein, Fritz, aber lerne diese Herren nur kennen und 
lerne tüchtig, damit Du sie einst übersehen kannst, wie sie gegenwärtig noch Dich 
übersehen." 
Schnell gingen die Jahre dahin, und der Knabe wuchs zu einem schönen 
und kräftigen Jüngling heran. Nachdem im Jahre 1848 seine Konfirmation 
stattgefunden hatte, widmete er sich zunächst ein Jahr dem Militärdienst und be¬ 
suchte dann 2ll2 Jahre lang die Universität Bonn. Der Aufenthalt daselbst 
wurde mehrfach durch kurze militärische Dienstleistungen und verschiedene Reisen 
unterbrochen. Zu den letzteren gehörte auch ein in Begleitung seiner Eltern unter¬ 
nommener Besuch der Hauptstadt Englands, in der damals eine große Weltaus¬ 
stellung stattfand. Auch im Verlauf der auf die Uuiversitätszeit folgenden weiteren 
Militärjahre hatte der Priuz öfters Gelegenheit, durch größere Reisen Land' und 
Leute kennen zu lernen. So hat er die Naturschönheiten der Schweiz, die Kunst¬ 
werke Italiens und die Pracht des russischen Kaiserhofes mit eignen Augen be¬ 
wundert; ja, später hat er sogar die geweihten Stätten des heiligen Landes, die 
sandigen Wüsten Ägyptens und die gewaltigen Fluten des Nilstromes geschaut. 
Familienleben. Im Januar 1858 vermählte sich Prinz Friedrich Wilhelm 
mit der Prinzessin Viktoria von England. Acht Kinder, vier Prinzen und vier 
Prinzessinnen, wurden dem hohen Paare geschenkt, von denen zwei, die Prinzen 
Sigismund und Waldemar, leider in frühem Alter verstorben sind. Mit pein¬ 
lichster Sorgfalt überwachten die hohen Eltern die Erziehung ihrer Kinder. Der 
liebste Aufenthalt der kronprinzlichen Familie war das bei Potsdam gelegene Gut
	        
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