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hat ja gar keine Soldaten mehr gehabt. Auf die brandenburgischen Fahnen
hat der Kaiser neben dem brandenburgischen Adler den kaiserlichen Adler
gesetzt, und die brandenburgischen Soldaten sind auf den Kaiser vereidigt
und haben schlimmer bei uns gehaust als die Schweden. Das geht nicht.
Ich will lieber wenig Soldaten haben, die mir gehorchen und mein Land
schützen, als viele, die einem anderen gehorchen und mein Land ausplündern."
So schickte er alle die Regimenter, die auf den Kaiser vereidigt waren,
eins nach dem andern nach Hause und behielt bloß 3000 Mann, die
mußten ihm selber den Eid der Treue schwören. Und sowie er ein bißchen
Geld zusammen hatte, stellte er wieder mehr Soldaten ein. Nach ein paar
Jahren hatte er schon 8000 Mann, und nach zwölf Jahren waren es schon
28000. Aber das waren auch Soldaten! Es waren wirklich Branden-
burger, nicht solch liederliches Volk, wie es in dem Wallensteinischen Heere
und sonst aus allen Weltgegenden zusammenlief. Die fremden Werber
durften in Brandenburg überhaupt keine Rekruten mehr anwerben, sondern
wer Soldat werden mochte, den nahm der Kurfürst selbst. Und die hielt
er nicht bloß in Kriegszeiten, sondern auch im Frieden, sodaß alles Räuber-
gesindel sich immer fürchten mußte, in seinem Lande seine Missetaten zu
vollbringen. Er gab ihnen auch anständige Uniformen, und damals haben
die brandenburgischen Infanteristen ihre blauen Waffenröcke gekriegt, und
die Artilleristen kriegten braune, und sie brauchten nicht mehr zerlumpt
herumzugehen oder den Bauern und Bürgern ihre Kleider aus dem Schrank
stehlen. Bloß die Reiter kriegten noch keine Uniform und konnte sich jeder
anziehen, wie er wollte, wenn es nur sauber war. Und da waren ein paar
tüchtige Offiziere, die ihm bei der Einrichtung des Heeres halfen, vor allem
der Oberst von Burgdorf, der sorgte für die Infanterie, und der General-
feldzeugmeister von Sparr, der sorgte für die Artillerie, und der Feld-
Marschall von Derfflinger, der schneidige Reitergeneral, der sorgte für die
Kavallerie.
Solch Heer aber kostet eben Geld, und darum kann ein Staat ohne
Geld nicht bestehen. Damals lebte ein General in des Kaisers Armee,
der sagte: „Zum Kriegführen gehören drei Dinge: Erstens Geld. Zweitens
Geld. Drittens Geld." Wo sollte aber der Kurfürst Geld her bekommen,
wenn sein Land so jämmerlich darnieder lag, keine Menschen mehr drin
wohnten und die paar Leute, die noch da waren, selber nichts mehr hatten?
Da sagte er sich: „Geld kann ich nur bekommen, wenn die Leute wieder
Lust bekommen zum Arbeiten und wenn sie wieder reicher und glücklicher
werden und wenn Handel und Gewerbe in meinem Lande wieder auf-
blühen. Dann kann jeder von dem, was er besitzt, mir ein bißchen ab-