Der Entwicklungsgang der Lokomotive.
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Beide Einrichtungen ahmten die Engländer bald nach; denn durch
solche Schienenwege wurde der Transport ganz bedeutend erleichtert.
Man rechnet nämlich, daß ein Pferd auf guter Landstraße und in
wagerechter Ebene 45 Zentner zieht, auf gutem Pflaster 60, auf
Eisenschienen dagegen 250 Zentner.
Im Jahre 1769 hatte James Watt die erste moderne Dampf¬
maschine aufgestellt, und schon 1778 baute ein französischer Ingenieur
die erste Lokomotive. Der Erfinder glaubte, sie könne auf dem
Straßenpflaster laufen; als sie jedoch eine Mauer einrannte, wurde
die gefährliche Maschine beiseite gestellt. Als der eigentliche Ahne
Fig 19. Trevethiks Dampfkutsche.
der Lokomotiverfindung muß der Engländer Richard Trevethik
bezeichnet werden. Die Wattschen Dampfmaschinen, welche aus
den Bergwerken von Cornwallis das Wasser pumpten, fesselten die
ganze Aufmerksamkeit des Knaben, und dem 21-jährigen Trevethik
übertrug man deren Montierung, da es an hierzu geeigneten Leuten
mangelte.
Bei dem alten Werkmeister Murdock hatte Trevethik das Modell
eines Dampfwagens gesehen, das fortan seine Gedanken beschäftigte.
James Watt hatte es nicht gewagt, hochgespannten Dampt zu ver¬
wenden, da dies die Form seiner Kessel verbot. Trevethik baute
einen zylindrischen Kessel, welcher dem Hochdruckdampf genügen¬
den Widerstand leistete, und führte durch ihn eine weite Feuerrohre.