Full text: Prosa für das Seminar (Teil 2, [Schülerband])

V. Geschichte. 
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Weisen waren in Einrichtungen, Liedern, Denkmälern und Festen unsterblich; 
n prangten ihre öffentlichen Plätze und Tempel; der Sieg der Griechen 
uüͤber die Perser allein machte ihnen ihr Land, ihre Verfassung, ihre Kultur 
und Sprache zur Krone des Weltalls. Im Äther solcher Ideen schwammen 
ie Griechen, wenn sie den Namen des Vaterlandes oft edel gebrauchten, 
oft auch mißbrauchten. Mehrere Städte teilten diesen Ruhm, jede auf ihr 
Weise. Und was Rom sich an seiner Weltbeherrscherin, dem Sammelplatze 
lles Sieges und Ruhmes, dachte, davon zeugt die römische Geschichte. 
In die Zeiten Griechenlands oder Roms sich zurückwünschen, wäre 
bricht; diese Jugend der Welt, sowie auch das eiserne Alter der Zeiten 
nter Roms Herrschaft ist vorüber; schwerlich dürften wir, wenn auch ein 
Tausch möglich wäre, in dem, was wir eigentlich begehren, bei dem Tausche 
ewinnen. Spartas Vaterlandseifer drückte nicht nur die Heloten, sondern 
ie Bürger selbst und mit der Zeit andere Griechen. Athen fiel seinen 
Bürgern und Kolonien oft hart; es wollte mit süßen Phantomen getäuscht 
sein. Die römische Vaterlandsliebe endlich ward nicht für Italien allein, 
sondern für Rom selbst und die gesamte Römerwelt verderblich. Wir wollen 
also auffuchen, was wir am Vaterlande achten und lieben müssen damit 
wir es würdig und rein lieben. 
Ist es, daß einst Götter vom Himmel niederstiegen und unseren Vätern 
dies Land anwiesen? Ist es, daß sie uns eine Religion gegeben und unsere 
Verfassung selbst eingerichtet haben? Überkam durch einen Wettkamp 
Minerva diese Stadtd Begeisterte Egeria unseren Numa mit Träumen? 
itler Ruhml denn wir sind nicht unsere Väter. Sind auf Minervas heiligem 
Boden der großen Göttin wir unwert, reimen sich Numas Träume nicht 
ehr mit unseren Zeiten, so steige Egeria wieder aus der Quelle, so lasse 
Minerva zu neuen Begeisterungen sich vom Himmel hernieder. Ohne Bilder 
u reden, es ist für ein Volk gut und rühmlich, große Vorfahren, ein hohes 
Alter, berühmte Götter des Vaterlandes zu haben, solange diese es zu edlen 
aten aufwecken, zu würdigen Gesinnungen begeistern, solange die alte 
Zucht und Lehre dem Volke gerecht ist. Wird sie von diesem selbst ver— 
potlet, hat sie sich überlebet oder wird gemißbraucht, „was hilft dir ruft 
oraz seinem Vaterlande zu), stolzer pontischer Mast, was hilft dir deine 
vornehme Abkunft? was helfen dir die gemalten Götter an deinen Wänden?“ 
Ein müßig besessener, von unseren Vorfahren träge ererbter Ruhm macht 
ns bald eitel und unserer Vorfahren unwert. Wer sich einbildet, von 
ause aus tapfer, edel, bieder zu sein, kann leicht vergessen, sich so 
zu zeigen. Er versäumt, nach einem Kranze zu ringen, den er von 
rahnen an schon zu besitzen glaubet. In solchem Wahn von Vater— 
ands⸗, Religions⸗, Geschlechts- Ahnenstolze gingen Judäa, Griechenland 
Rom, ja beinahe jede alte, mächtige oder heilige Staatsverfassung unter. 
icht was das Vaterland einst war, sondern was es jetzt ist, können wir 
n ihm achten und lieben. 
Dies also kann außer unseren Kindern, Verwandten und Freunden
	        
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