Full text: Realienbuch (Theil 2)

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215. Heinrich der Vogelsteller. 
8. Karls des Grossen Nachfolger halten weder seinen Geist 
noch seine Kraft geerbt; keiner derselben verstand es, das grosse 
Frankenreich zusammen zu halten. Nur in Arnulf war —gegen 
Ende des 9. Jahrhunderts — der Heldengeist Karls noch einmal 
aufgeflammt. Aber er starb in den besten Mannesjahren, und als 
— im Januar 900 n. Chr. — zu Forchheim Arnulfs Sohn, 
Ludwig, damals ein Knabe von sieben Jahren, zum Könige erwählt 
worden war, brach unsägliches Elend über Deutschland herein. 
Der tapfere Luitpold der Schyre, Markgraf im Nord- und 
im Donaugau, der Stammvater des Geschlechtes der 
Scheyern und Wittelsbacher, in dessen Hände die oberste 
Kriegsverwaltung des Reiches gelegt war, starb im Kampfe gegen 
die räuberischen Ungarn (907) den Heldentod für das Vaterland. 
Sein würdiger Sohn Arnulf folgte ihm als Herrscher in Bayern. 
9. Ludwig, „das Kind“, der letzte Sprosse des grossen Karl 
auf deutschem Boden, starb i. J. 911 n. Chr. Zu seinem Nach¬ 
folger wurde auf dem Fürsten tage zu Forchheim Konrad, Herzog 
in Franken, gewählt. 
10. Das östliche Franken verwalteten in jener Zeit k. Kammer¬ 
boten. Einer der angesehensten und reichbegütertsten derselben 
war der Markgraf (gegen Böhmen) im Volkfeldgau Adalbert von 
Babenberg, dessen Burg auf dem heutigen Dom- oder Schloss¬ 
berge zu Bamberg gestanden haben soll. Als derselbe des kaiser¬ 
lichen Befehles, Landfrieden zu halten, nicht achtete, wurde er 
zum Tode verurtheilt und enthauptet. Die k. Kammerbotenwürde 
erhielt Konrad von Franken, der 5 Jahre später zum deutschen 
Könige erwählt wurde. — Die Gründung der Stadt Bamberg und 
die Erweiterung derselben durch die Grafen von Babenberg fiel 
in die Zeit um 800 n. Chr. 
215. Heinrich der Vogelsteller. 
Ein sonderbarer Name! Wer war dieser Vogelsteller? 
Ein Herzog von Sachsen war er, ein mächtiger, frommer 
Herr. Darum wählten ihn auch die deutschen Fürsten zu 
ihrem Könige, und die Boten, welche ihm die Nachricht von 
seiner Wahl brachten, fanden ihn bei der Stadt Quedlinburg 
auf dem Finkenfange. Daher sein Beiname. Er hätte wohl 
einen bessern verdient. 
Zn seiner Zeit war das arme Deutschland ein sehr 
unglückliches, trauriges Land. Von Südosten jagten ans 
ihren schnellen Pferden die Ungarn häufig herein, trieben 
den Bauern das Vieh weg und sengten und plünderten, 
wohin sie kamen. Sammelten sich deutsche Krieger wider sie, 
und fingen sie an, sich in Marsch zu setzen: dann waren 
die Ungarn sammt ihrer Beute schon lange wieder fort, 
weit über alle Berge! — Und von Nordosteu kamen §it 
Zeiten die Wenden und machten es eben so. Was that da 
der weise, der bedächtige Heinrich?
	        
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